Ein bisschen Hilfe: Kanzlerin Merkel tröstet die Opelaner

Einen Staats-Einstieg bei Opel lehnt Merkel aber bei ihrem Besuch bei dem Autobauer ab: „Der Staat war noch nie ein guter Unternehmer“. Kanzlerkandidat Steinmeier will genau das Gegenteil. Für eine Lösung bekommen sie dank Obama noch ein bisschen Aufschub
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RÜSSELSHEIM - Einen Staats-Einstieg bei Opel lehnt Merkel aber bei ihrem Besuch bei dem Autobauer ab: „Der Staat war noch nie ein guter Unternehmer“. Kanzlerkandidat Steinmeier will genau das Gegenteil. Für eine Lösung bekommen sie dank Obama noch ein bisschen Aufschub

Sie hatten ihr wirklich einen freundlichen Empfang bereitet: Ein Kinderchor sang zu Ehren von Bundeskanzlerin Angela Merkel, als sie gestern das Opel-Stammwerk in Rüsselsheim besuchte. Arbeiter hatten Herzchen-Plakate für „Angie“ gemalt, mit der Bitte: „Du wirst uns doch nicht hängen lassen?“ Festnageln lassen wollte sich Bundeskanzlerin Angela Merkel allerdings nicht: Sie sagte Hilfe zu, aber keine Rettung.

Unvermutet hatte ihr die dramatische Entwicklung in den USA – Rauswurf des GM-Chefs, Fristverlängerung für die Opel-Mutter – einen Aufschub verschafft. Hätte US-Präsident Obama wie geplant am Montag Milliarden-Hilfen für die Autokonzerne verkündet, wären wohl auch auf Merkel konkretere Wünsche und Fragen zugekommen. Nun kann sie auf die neue 60-Tage-Frist für GM verweisen.

"Die Kosten eines Untergangs wären viel höher"

Und so blieb Bundeskanzlerin Angela Merkel bei ihrer Rede vor gut 3000 Opel-Angestellten auch eher vage, was die Zukunft der Firma betrifft. „Wir müssen alles daran setzen, einen Investor zu finden“, sagte sie. Dann werde es „staatliche Unterstützung“ in Form von Bürgschaften geben. Eine direkte StaatsBeteiligung lehnte sie klar ab: „Bei all dem, was der Staat kann: Der beste Unternehmer war er noch nie. Er kann und soll nur Brücken bauen.“ Damit widersprach sie auch diametral ihrem Vizekanzler und SPD-Kanzlerkandidaten Frank Steinmeier, der am Vortag ein Konzept für einen Staatseinstieg vorgelegt hatte: „Die Kosten eines Untergangs wären viel höher.“

Auch Opel-Gesamtbetriebsratschef Klaus Franz hatte direkt vor der Rede der Kanzlerin nochmal dringend um eine Beteiligung der Regierung gebeten: „Ein privater Investor wäre wünschenswert, aber eine staatliche Beteiligung wäre uns ehrlich gesagt viel lieber.“ Er warb mit den guten Erfahrungen von Niedersachsen und VW – vergeblich.

Kanzleramt will Opel-Taskforce

Merkel will sich nun auf die Auseinandersetzung mit den USA konzentrieren; am Freitag trifft sie am Rande des Nato-Gipfels US-Präsident Obama. „Sicherlich wird man hart verhandeln müssen.“ Sie wolle die 60-Tage-Frist für GM intensiv nutzen, „und nicht erst am letzten Tag“, so Merkel. Immerhin eine Forderung von Steinmeier will Bundeskanzlerin Angela Merkel erfüllen: Es soll sofort eine Opel-Taskforce im Kanzleramt gegründet werden.

Die Stimmung unter den Opelanern war freundlich-verhalten. „Kam nicht viel rum“, sagt einer. Aber man habe auch nicht viel erwartet. Ansonsten achtet die Presseabteilung bei ihrem Rundgang in den Produktionshallen des neuen Insignia darauf, dass die Journalisten nicht zu viel mit den Arbeitern reden. Opel-Chef Hans Demant zeigt ihr stolz ein neues Elektro-Auto. Die gelernte Physikerin hakt gleich nach: „Hat Opel die Batterien alleine entwickelt?“ Nein, mit GM zusammen. „Aber auch etwas auf der deutschen Seite?“ Ja. „Gut. Das ist wichtig zurzeit“, sagt Bundeskanzlerin Angela Merkel. Die Opel-Führung lächelt gequält. tan

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