eCall: Wenn das Auto Hilfe holt

Laut EU-Kommission muss ab 2015 jeder Neuwagen die eCall-Technik haben – ein SOS-System, aber nicht nur das...
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SOS via eCall: Die Hilfe-Taste kann von Hand bedient werden, sie löst sich aber bei einem Unfall auch automatisch aus.
dpa SOS via eCall: Die Hilfe-Taste kann von Hand bedient werden, sie löst sich aber bei einem Unfall auch automatisch aus.

 

Laut EU-Kommission muss ab 2015 jeder Neuwagen die eCall-Technik haben – ein SOS-System, aber nicht nur das...

Brüssel - Ein automatisches Notrufsystem wird künftig in jedem Auto Pflicht: Die so genannte eCall-Technik muss ab 2015 in jedem Neuwagen eingebaut sein. Diese Pläne der EU-Kommission stellte Verkehrskommissar Siim Kallas gestern in Brüssel vor. Damit sollen viele Menschenleben gerettet werden. Doch die neue Technologie hat nicht nur in Notfällen Potenzial – ist ein kommunikationsfähiges Ortungssystem erst einmal ins Auto eingebaut, eröffnen sich noch ganz viele andere neue Wege, im Guten wie im Schlechten. Das EU-Parlament und die einzelnen Länder müssen noch zustimmen.

Wie funktioniert eCall? In das Auto wird ein Automatismus eingebaut, der bei einem Unfall die nächstgelegene Rettungsleitstelle alarmiert – egal, wo in der EU der Fahrer ist. In der Basisversion sendet das Gerät nur Grundinformationen wie genauer Ort, Uhrzeit, Fahrtrichtung. Je nach Ausstattung des Autos können weitere Informationen übermittelt werden: Die Sitzplatzbelegungserkennung sagt etwas über die Zahl der Verletzten, die Beschleunigungssensoren wissen, ob sich das Auto überschlagen hat. Parallel zu der automatischen Datenübertragung wird zusätzlich eine Sprachleitung geöffnet, falls die Insassen noch zum Reden in der Lage sind. Das System wird automatisch aktiviert (üblich ist eine Koppelung an das Auslösen der Airbags), es kann aber auch von Hand gestartet werden.

Was erhofft man sich? Die EU-Kommission geht davon aus, dass mit eCall pro Jahr 2500 Menschenleben gerettet werden können. Die OECD geht sogar von 4000 Verkehrstoten weniger aus. Doch es geht nicht nur um Leben und Tod: Auch die Frage, wie schnell Verletzungen versorgt werden, entscheidet darüber, ob ein Verletzter bleibende Schäden behält. Jede Minute zählt bei der Rettung – das ist das zentrale Argument für eCall: Die Zeit bis zum Eintreffen der Helfer verkürze sich in der Stadt um 40 Prozent, auf dem Land um 50 Prozent, so die EU-Kommission. Von großem Nutzen ist das System vor allem, wenn der Fahrer bewusstlos ist oder so eingeklemmt, dass er nicht an sein Handy kommt – oder auch nur, wenn er in einem fremden Land nicht weiß, wen er in welcher Sprache verständigt.

Was kostet das? Das hängt davon ab, wie aufwändig jeder Hersteller sein System ausgestaltet sagt ADAC-Experte Klaus Heimgärtner. Er rechnet mit Kosten von einigen hundert bis einigen tausend Euro. Die Schätzung der EU-Kommission von 100 Euro hält er für „sehr, sehr sportlich“. Was ist sonst noch möglich? Sehr viel. Das SOS-System braucht naturgemäß erstens eine genaue Ortung und zweitens eine SIM-Karte – das lässt sich für allerlei andere Dinge nutzen. „Vor allem für das Konzept ,Zahle, was du fährst’“, erläutert Heimgärtner. Die Versicherungsbranche ist außerordentlich interessiert an Tarifen, die tatsächlich pro Kilometer abrechnen. „Das kann für Wenigfahrer sehr interessant sein“, sagt der ADAC-Mann. Oder: So wäre der Weg frei für eine streckenbezogene Maut. Der ADAC, der das System sehr begrüßt („Wir finden alles gut, was Menschenleben rettet“), fordert ausdrücklich eine offene Plattform, auf die alle Anbieter zugreifen können und nicht nur der Hersteller. So könnte man zum Beispiel seiner freien Werkstatt erlauben, mit dem Auto über die nächste Inspektion zu kommunizieren.

Was ist mit dem Datenschutz? Einige Datenschützer sehen eCall mit Skepsis: So könnten Bewegungsprofile erstellt werden. Heimgärtner teilt die Bedenken nicht: „Das sind schlafende SIM-Karten, die werden erst aktiviert, wenn ich es selbst tue oder die Unfall-Automatik auslöst.“ tan

 

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