EC-Kartenbetrug: Attacke am Automaten

Neue Zahlen zeigen: Die betrügerischen Angriffe auf Geldautomaten nehmen erneut zu. Gerade am Oktoberfest sollten Verbraucher daher vorsichtig sein. Die Branche hofft auf eine neue Technik
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Geld ziehen am Automaten kann gefährlich sein.
sonybmg Geld ziehen am Automaten kann gefährlich sein.

MÜNCHEN/FRANKFURT - Neue Zahlen zeigen: Die betrügerischen Angriffe auf Geldautomaten nehmen erneut zu. Gerade am Oktoberfest sollten Verbraucher daher vorsichtig sein. Die Branche hofft auf eine neue Technik

Das Wort hat es sogar schon bis in den deutschen Duden geschafft – obwohl es englisch ist. „Skimming“ heißt abschöpfen und gemeint ist damit das betrügerische Ausspähen von EC-Kartendaten an einem Geldautomaten.

Dass der Begriff so bekannt ist, hat mit der Zahl der Skimming-Angriffe auf Geldautomaten in Deutschland zu tun. Sie steigt seit 2001 stetig. Im letzten Jahr entstand durch geklaute Kartendaten ein Schaden von 40 Millionen Euro. Jetzt zeigen neue Zahlen der Kreditwirtschaft: 2009 haben die Banden ihre Aktivitäten nochmal gesteigert.

"In kurzer Zeit viele Daten abschöpfen"

Bis August wurden bundesweit mehr als 600 Automaten manipuliert – ein Plus von 5 Prozent, heißt es bei Euro-Kartensysteme, einer Gemeinschaftsfirma der Kreditwirtschaft. In Bayern stieg die Zahl über 20 Prozent auf 62. Monat für Monat greifen Betrüger damit im Freistaat an fast zehn Automaten Kartendaten ab.

So verwundert es nicht, dass die Kreditwirtschaft gerade kurz vor dem Münchner Oktoberfest vor Betrug warnt. Während der Wiesn wird oft am Automaten Geld gezogen. „Da schlagen die Täter gerne zu, weil sie in kurzer Zeit viele Daten abschöpfen können“, sagt Margit Schneider, Sicherheitsexpertin bei Euro-Kartensysteme. Wiesnbesucher sollten daher besonders vorsichtig sein (siehe Info).

Der stetige Anstieg der Skimming-Angriffe liege an der Spezialisierung der Täter, heißt es beim Bayerischen Landeskriminalamt. „Die Technik wird immer besser“, sagt eine Sprecherin. Mittlerweile hätten die Angreifer die Produktion von Mini-Kameras, falscher Kartenschlitze und Tastaturen industrialisiert, so ein Ermittler. „Die technische Ausrüstung für den Betrug wird im großen Stil verkauft.“

"Innerhalb einer Stunde sind die Karten gesperrt"

Dennoch meldet die Kreditwirtschaft Erfolge bei der Bekämpfung der Automatenangriffe. Trotz zunehmender Manipulationen nehme die Schadensumme ab. „Der Schaden pro Datenabgriff ist um ein Drittel gesunken“, sagt Expertin Schneider. Grund: Die Banken melden jede Manipulation sofort bundesweit an alle anderen Institute – samt gestohlender Daten. „Innerhalb einer Stunde sind die Karten gesperrt“, sagt Schneider.

Künftig hofft die Branche auf den neuen EMV-Chip. Er findet sich bereits auf den meisten Bankkarten und speichert im Gegensatz zum Magnetstreifen die Daten verschlüsselt. In Deutschland sind fast alle Geldautomaten auf die Technik umgerüstet, EU-weit aber noch nicht. Bis Ende 2010 soll es soweit sein.

Ziel: Die Betrüger sollen dann mit gefälschten Magnetstreifen-Karten kein Geld mehr in der EU abheben können. „Allerdings“, sagt Margit Schneider, „weichen die ersten Banden bereits ins außereuropäische Ausland aus.“

aja

Info: Die Masche der Betrüger

ie Masche beim EC-Kartenbetrug ist stets ähnlich: Die Betrüger montieren einen Vorsatz auf dem Kartenschlitz des Automaten. Damit lesen sie die Daten auf dem Magnetstreifen. Gleichzeitig installieren sie eine Mini-Kamera, die das Eintippen der Geheimzahl filmt. Oder sie bringen eine falsche Tastatur an, die die eingetippten Zahlen speichert. Mit den Daten stellen die Täter Karten-Kopien her, mit denen sie im Ausland Geld ziehen. Dort gibt es noch viele Automaten, die die neuesten Sicherheitsstandards nicht erfüllen.

Wer Geld zieht, sollte auf Manipulationen am Automaten achten. Da die Daten meist mit Kameras ausgespäht werden, gilt: „Die PIN-Eingabe mit der Hand abdecken – das ist der wirksamste Schutz“, so Sicherheitsexpertin Margit Schneider. Schäden durch das Skimming werden von der Kreditwirtschaft in aller Regel erstattet – es sei denn man gibt die Daten grob fahrlässig preis.

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