EADS sucht nach neuen Perspektiven für die Rüstung

Die EADS-Rüstungstochter Cassidian darf nicht so wie sie will. Das macht den Managern an der Spitze des einstmals zweitwichtigsten EADS-Umsatzbringers das Leben schwer.
von  dpa

Die EADS-Rüstungstochter Cassidian darf nicht so wie sie will. Das macht den Managern an der Spitze des einstmals zweitwichtigsten EADS-Umsatzbringers das Leben schwer.

München – Die Geschäfte von EADS laufen eigentlich glänzend. Doch Konzernchef Tom Enders hat in seinem Unternehmen dennoch einige Baustellen abzuarbeiten. Vor allem das Rüstungsgeschäft, gebündelt in der Sparte mit dem Kunstnamen Cassidian, macht den Managern zu schaffen.

Dabei leidet das Geschäft mit Kampfflugzeugen, Drohnen und Raketen unter einer besonders kniffeligen Ausgangslage. Vor allem verdirbt dem Unternehmen die Sparpolitik in Europa die Laune. 200 Millionen muss die Sparte einsparen, 850 Stellen werden abgebaut. Kürzungen in den Wehretats, auch im deutschen Haushalt, lassen die Auftragsbücher dünner werden. Projekte werden gestreckt, verschoben oder ganz gestrichen. Bestellungen werden reduziert.

Zugleich aber muss sich der Konzern rechtfertigen, denn die Sparpolitik wird in den kommenden Jahren vermutlich etliche Jobs kosten. Auch an den deutschen Standorten fürchtet die Gewerkschaft IG Metall den Abbau tausender Stellen, wenn es bei den Sparplänen bleibt.

All das wird Enders auch Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler bereits erklärt haben. Der FDP-Chef wollte sich am Freitagnachmittag gemeinsam mit Enders und Cassidian-Chef Bernhard Gerwert die Fertigung des Eurofighters im oberbayerischen Manching anschauen. Dabei kommt Rösler auch als Miteigentümer, denn Deutschland ist seit dem umfassenden Umbau der Konzernstruktur zusammen mit Frankreich einer der beiden großen staatlichen Aktionäre bei EADS. Und es war vor allem die Bundesregierung, die die von Enders mit aller Macht gewollte Fusion mit dem britischen Rüstungsriesen BAE Systems in einem wenig erfreulichen, halböffentlichen Kräftemessen verhinderte.

Enders sah in dem Zusammenschluss vor allem für Cassidian eine große Chance. Denn mit BAE, so zumindest der Plan, wäre EADS der Sprung auf Rüstungsmärkte gelungen, die für den Konzern bisher so gut wie verschlossen sind, wie etwa die USA. Direkt nach dem Scheitern der Fusion stellte Enders die Rüstung auf den Prüfstand. Grundsätzlich hält der Ex-Soldat am Wehrgeschäft fest, doch es wird genau hingeschaut. „Cassidian hat ein großes Angebot, vom Kampfflugzeug bis zu Komponenten. Man muss sehen, was Sinn macht und was das Militär wirklich braucht. Und wir müssen uns fragen: Verdienen wir damit Geld?“, sagte Enders bei der Jahres-Pk im Februar.

Zur Jahresmitte sollen erste Ergebnisse vorliegen. Zu allem Überfluss sind Geschäfte in den Regionen, die gerade besondere Wachstumsmärkte für Waffenhersteller und Rüstungsfirmen sind, politisch umstritten; etwa wenn es um arabische Staaten, Asien oder um Lateinamerika geht. Vom Plan, das Rüstungsgeschäft innerhalb von EADS auf das Umsatzniveau der zivilen Luftfahrt zu bringen, hat sich der Konzern längst verabschiedet. „Wichtig ist, dass es stabil und rentabel bleibt“, sagte Gerwert jüngst.

Gemessen am Umsatz rutschte die Rüstungsparte im EADS-Konzern inzwischen vom zweiten Platz hinter Airbus auch hinter die beiden Schwestern Eurocopter und Astrium zurück. Insgesamt erlöste Cassidian 2012 noch 5,7 Milliarden Euro, der Gewinn vor Zinsen und Steuern brach um 57 Prozent auf 142 Millionen Euro ein. 

 

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