Dubai in der Krise: Morgenland abgebrannt
Das einstige Wirtschaftswunderland Dubai steckt in finanziellen Schwierigkeiten. Bauprojekte wurden gestoppt, Investoren ziehen Mittel ab. Deutsche Anleger müssen um ihr Geld bangen.
FRANKFURT/MAIN Dubai kann unangenehm nah sein. Die Frankfurter Börse bekam diese Woche das Finanzbeben das arabischen Emirats ziemlich unvermittelt zu spüren. Der Dax fiel am Donnerstag um 3,25 Prozent und kam am Freitagmorgen erneut ins Straucheln. abgegeben hatte. Der Grund: Wichtige Investoren fürchten, dass Dubais Probleme auf Europa übergreifen.
Der Staatskonzern Dubai World tut sich schwer, seine Schulden zu bedienen. Das Unternehmen hat sich knapp 60 Milliarden Dollar geliehen, 40 Milliarden davon bei europäischen Banken. Geht – das schlimmste Szenario – Dubai pleite, müssen die Kredite abgeschrieben werden.
Ein Traum droht zum Alptraum zu werden. Mit immer kühneren Immobilienprojekten hatte Dubais Herrscherfamilie Al Maktoum versucht, für ihr Emirat eine Zukunft jenseits des knapper werdenden Öls zu erschließen. Anstelle des Rohstoffs sollten betuchte Touristen und Banken treten. Milliarden Petrodollars und Gelder ausländischer Investoren schufen einen Superlativ nach dem anderen: Unter anderem die 321 Meter hohe Nobelherberge Burj al Arab in Form eines Segels, die 309 und 354 Meter hohen Emirate Towers und die künstliche Palmeninsel Jumeirah.
Billigst-Arbeitskräfte aus Südasien machten den Boom in Dubai möglich
Großzügige Regelungen für Investoren – unter anderem werden fast keine Steuern erhoben – machten Anlagen in Dubai lukrativ. Der künstliche Boom lockte Hunderttausende Billigst-Arbeitskräfte aus Südasien. Auch das Know-How kam vorwiegend aus dem Ausland. Arbeitsmigranten jeglicher Qualifikation profitierten von der Blase.
Viele von ihnen wurden allerdings schon wieder in ihre Heimatländer zurückgeschickt, denn die Immobilienkrise hat das arabische Märchen unsanft beendet. Seit Herbst 2008 sanken die Immobilienpreise in Dubai zum Teil um über 50 Prozent. Auf internationale Großprojekte spezialisierte Investoren zogen ihre Finanzzusagen zurück oder kamen selbst in Schwierigkeiten. Schon mussten das Nachbaremirat Abu Dhabi einspringen, um drohende Pleiten von Dubaier Staatsfirmen zu verhindern.
Auf der einstigen Mammut-Baustelle Dubai stehen währenddessen viele Maschinen still. Prestigevorhaben wurden gestoppt, etwa der Bau einer zweiten künstlichen Inselgruppe neben der Palmeninsel, die die Form einer Weltkarte haben sollte.
Bitter für die arabischen Investoren. Aber auch Anleger aus Deutschland müssen Verlust wegen ihrer Dubai-Engagements fürchten. Der Gütersloher Fondsanbieter ACI beispielsweise sammelte mit Boris Becker, Michael Schumacher und Niki Lauda als Werbeträgern Gelder für den Bau eines Hochhauskomplexes ein. Aber bisher wurde aus den „Niki Lauda Twin Towers“, dem „Boris Becker Business Tower“ und der „Michael Schumacher Business Avenue“ nichts. Und auf die Ausschüttungen sowie die Rückzahlung ihrer Investments warten die Sparer bisher vergeblich.