Dreist oder ignorant?
"Bei allem Respekt davor, wie sie ihre CDU auf einen etwas moderneren Familienkurs gebracht hat – manchmal spielen so Dinge wie Geld oder Gesetzeslage tatsächlich eine Rolle." Anja Timmermann über die seltsamen Äußerungen der Familienministerin zur Gesundheitsreform.
Mit schnöden Zahlen und Fakten hatte „Röschen“ es noch nie so – lieber macht die Familienministerin Kuschel-Fotos in Kitas. Bei allem Respekt davor, wie sie ihre CDU auf einen etwas moderneren Familienkurs gebracht hat – manchmal spielen so Dinge wie Geld oder Gesetzeslage tatsächlich eine Rolle. Was sie jetzt aber über die Gesundheitsreform sagt, ist entweder so dreist oder so ignorant, wie man es selbst von ihr noch nicht gewöhnt war. Den Familien (aber nur denen) empfiehlt sie fast neckisch, „den Kassen genau auf die Finger zu schauen“ und die Kasse zu wechseln, falls sie im Rahmen des Gesundheitsfonds „mehr Geld von Ihnen verlangt“. Die Auswahl sei ja groß genug.
Zur Erinnerung: Es war das Bundeskabinett inklusive Frau von der Leyen, das den seltsamen Gesundheitsfonds beschlossen hat. Es ist das Bundeskabinett inklusive Frau von der Leyen, das im Herbst einen Einheits-Satz für alle Kassen festlegen wird (so viel zum Thema große Auswahl). Dieser Satz wird höher sein als der bisherige Durchschnittssatz – das heißt, fast alle Kassen müssen dann gesetzlich verordnet mehr verlangen als heute (so viel zum ThemaWechseln).
Bisher sieht man, welche Kasse welchen Beitrag hat. Künftig funktioniert derWettbewerb über den berüchtigten Morbi-RSA (so viel zum Thema Genauauf- die-Finger-gucken) und über mögliche Zu- und Abschläge, die aber, falls acht Euro mehr als ein Prozent des beitragspflichtigen Einkommens darstellen, gedeckelt werden (oder so ähnlich). Aber wir sind nicht wirklich sicher, ob „Röschen“ das meint.
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