Doppelspiel
Knallharte Opposition in Berlin – das funktioniert immer. Angela Böhm über die Taktik der CSU im Wahlkampf.
Das Rezept ist kinderleicht. Es funktioniert immer. Und das mit Garantie! Die CSU regiert die Bundesrepublik mit. Aber daheim in Bayern will sie davon nichts mehr wissen. Da macht sie knallharte Opposition gegen die da oben in Berlin.
Sie triezt Bundeskanzlerin Angela Merkel. Das mögen die Wähler. Franz Josef Strauß hat’s einst ausprobiert und Rekordkanzler Helmut Kohl gequält. Sein Schüler Edmund Stoiber hat’s perfektioniert, sich zur Domina verwandelt, um dem Kanzler die Peitsche zu geben. Sogar bei den eigenen CSU-Ministern im Bundeskabinett packte er die Folterwerkzeuge aus – vor allem bei dem damaligen Finanzminister und CSU-Chef Theo Waigel, als der den Euro einführte.
Dieses Doppelspiel sorgte jedesmal für Aufwind bei der Landtagswahl. Auch diesmal wird’s wieder helfen. Mit seinem Steuerkonzept „Mehr Netto vom Brutto“ hat CSU-Chef Erwin Huber den Nerv der Zeit getroffen. Und nach der Wiedereinführung der vollen Pendlerpauschale lechzen bei den Spritpreisen nicht nur Bayerns Autofahrer.
Noch sträubt sich Bundeskanzlerin Angela Merkel. Das aber klingt eher nach abgekartetem Theaterdonner zur Landtagswahl. Die CSU darf sich Hoffnung auf ein Wahlkampfgeschenk von Merkel machen – so wie sie es bei Roland Koch in Hessen und bei Ole von Beust in Hamburg auch getan hat.
Der Wähler wird’s danken. Denn längst hat er vergessen, dass die CSU in Berlin dabei war, bei der radikalen Kürzung der Pendlerpauschale und bei der Erhöhung der Steuern. Aber es funktioniert halt, dieses Rezept.
Die Autorin ist Landtagskorrespondentin der AZ