Die zweite Welle der Finanzkrise

Die Probleme am Finanzmarkt erreichen eine neue Dimension. Das spürt nicht nur die Deutsche Bank. Vorstandschef Josef Ackermann sagt die Lage sei „schwierig wie nie zuvor“. Wie schlimm wird es noch kommen?
von  Abendzeitung
Der Deutschen Bank bricht vor allem das Geschäft im Investment-Banking weg.
Der Deutschen Bank bricht vor allem das Geschäft im Investment-Banking weg. © dpa

Die Probleme am Finanzmarkt erreichen eine neue Dimension. Das spürt nicht nur die Deutsche Bank. Vorstandschef Josef Ackermann sagt die Lage sei „schwierig wie nie zuvor“. Wie schlimm wird es noch kommen?

FRANKFURT/M. Das Muster war bislang immer ähnlich: Eine Bank meldet Milliarden-Abschreibungen wegen der Finanzkrise. Dann ist einige Zeit lang Ruhe – bevor die nächste Hiobsbotschaft kommt.

Nun aber scheint sich das zu ändern. Denn die Hiobsbotschaften kommen geballt. Und sie treffen nicht mehr nur Banken. Gestern meldeten gleich drei Geldinstitute dicke Verluste. Allen voran die Deutsche Bank. Erstmals seit fünf Jahren musste sie in einem Quartal einen Verlust ausweisen. Die Lage an den Finanzmärkten sei „schwierig wie nie zuvor“, machte Vorstandschef Josef Ackermann deutlich. Auch die Allianztochter Dresdner Bank und die Mittelstandsbank IKB meldeten Verluste. Selbst Industrieunternehmen wie BMW und Daimler klagen jetzt: Die Finanzkrise belaste ihr Geschäft.

Warum gibt es soviele Hiobsbotschaften auf einmal? „Das ist die zweite Welle der Krise“, sagte Wolfgang Gerke der AZ. Was der Würzburger Bankenprofessor damit meint: Den Geldhäusern macht nicht mehr nur zu schaffen, dass sie in riskante US-Hypothekenpapiere investiert haben. „Ihnen bricht auch das Geschäft im Investmentbanking weg.“ Beispiel Deutsche Bank: Sie machte Millionengewinne mit der Finanzierung von Fusionen. Wegen der Unsicherheit an den Finanzmärkten ist dieses Geschäft so gut wie tot. Zur „zweiten Welle“ gehört aber auch: Die Krise wird außerhalb der Bankenbranche spürbar.

Wie sehr ist die übrige Wirtschaft betroffen? Die Krise macht sich vor allem bei Firmen bemerkbar, die Geschäfte mit den USA machen. „Dort schwächt sich die Konjunktur ab“, sagt Klaus Abberger vom Münchner Ifo-Institut. Die Ausfuhren dahin haben deutlich abgenommen. Exportorientierte Firmen wie BMW und Daimler spüren das besonders. „Die Autobranche ist da am sensibelsten“, meint Abberger. Aber auch in der Konsumgüterindustrie mache sich der Abschwung bereits bemerkbar.

Wie schlimm wird es noch? Trotz der Krisenanzeichen ist Experte Abberger optimistisch – zumindest für die Gesamtwirtschaft: „Die deutsche Wirtschaft kann einen Rückschlag in den USA gut verkraften.“ Zumal Experten damit rechnen, dass es Ende des Jahres dort wieder bergauf geht.

Bei den Banken freilich muss man sich weiter warm anziehen, glaubt Wolfgang Gerke: „Da wird man immer wieder bei dem einen oder anderen Institut zittern müssen.“ Das betreffe vor allem kleinere Banken, meint der Finanzexperte. „Es ist eben eine echte Banken- und Finanzkrise.“ aja

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