Die Wunden der CSU

Ehrlichkeit und Standfestigkeit ist in der Partei gefragt - Angela Böhm, AZ-Landtagskorrespondentin, über den CSU-Parteitag in Nürnberg.
von  Abendzeitung

Ehrlichkeit und Standfestigkeit ist in der Partei gefragt - Angela Böhm, AZ-Landtagskorrespondentin, über den CSU-Parteitag in Nürnberg.

Ein Wahlkampfauftakt ohne Wahlkampf. Ein Motivator, der nicht motiviert. Eine Parteitagsrede im Kammerton, in der es nicht um die Zukunft des Landes, sondern um die Rechtfertigung des Parteichefs für seinen ruppigen Führungsstil geht. Ein Denkzettel für Horst Seehofer. Ein Bundestags-Spitzenkandidat, ohne Spitzenergebnis. Und eine fade Party.

Zwei Monate vor der Bundestagswahl bietet die CSU auf ihrem Parteitag alles andere als Aufbruchsstimmung. Obwohl sie sich bei der Europa-Wahl schon fast erholt hat, zeigt die Partei noch tiefe Wunden. Horst Seehofer muss schmerzlich spüren, dass er für die Delegierten nicht der Messias ist, auch wenn er sich selbst auf einer Mission glaubt und seine Parteifreunde auffordert, die Wähler zu missionieren. Doch mobilisieren konnte er sie nicht.

Die CSU-Basis hat sich emanzipiert. Auch wenn es im Moment keine Alternative zu Seehofer gibt. Ein deutliche Warnung jedenfalls hat sie ihm signalisiert: Er ist nur eine Übergangslösung. Eine ungeliebte noch dazu.

Für die Zukunft der CSU steht längst ein anderer. Statt nach Seehofers Wankelmut, lechzt die Partei nach wahrenWerten. Nach Ehrlichkeit, Standfestigkeit, Demut und auch mal Mut zum Unpopulären. Das alles verkörpert Karl-Theodor zu Guttenberg. Auf dem Parteitag machten sie den schwarzen Baron schon zu ihrem Stimmenkönig.

Er ist die dominierende Figur der CSU. Nicht Horst Seehofer. Der muss jetzt aufpassen, dass es ihm trotz einer gewonnen Bundestagswahl nicht so ergeht, wie seinen Vorgängern Stoiber, Beckstein und Huber.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.