Die wichtigsten Versicherungen - welche braucht es wirklich? Ein Verbraucherschützer klärt auf

Vor so ziemlich jedem Risiko können Verbraucher sich schützen. Welche Produkte wirklich etwas taugen. Und welche nicht.
Maximilian Neumair |
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Ein nach einem Sturm zerstörtes Haus. Ein Schaden, der existenzbedrohend sein kann, wenn man nicht richtig versichert ist.
Ein nach einem Sturm zerstörtes Haus. Ein Schaden, der existenzbedrohend sein kann, wenn man nicht richtig versichert ist. © imago/CHROMORANGE

München - Bilder von überschwemmten Straßen und abgedeckten Häusern mehren sich auch in Deutschland. Und schüren die Angst, dass dieses Schicksal auch einen selbst ereilen könnte. Die befürchtete Folge: der finanzielle Ruin. Dagegen kann man sich jedoch schützen - mit Hilfe von Versicherungen. Das wird auch reichlich getan: Durchschnittlich 1596 Euro gaben die privaten Haushalte in Deutschland im Jahr 2022 für Versicherungen aus, wie das Statistische Bundesamt Anfang des Jahres mitteilte. Das sind knapp 39 Prozent mehr als noch im Jahr 2012 (1152 Euro). Am meisten Geld steckten die Deutschen in private Schadens- und Unfallversicherungen wie Haftpflicht-, Hausrat- oder Berufsunfähigkeitsversicherungen (im Schnitt 600 Euro).

Drei Versicherungen sind immer Pflicht, sagt ein Verbraucherschützer

Doch nicht jede Versicherung ist auch wirklich notwendig. Viele Angebote nutzen die Ängste der Menschen aus. Sascha Straub, Versicherungsexperte für die Verbraucherzentrale Bayern, verrät, welcher Schutz tatsächlich unverzichtbar ist. Kurzgefasst: eine Krankenversicherung, eine private Haftpflichtversicherung und eine Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) braucht absolut jeder. Eine Krankenversicherung ist gesetzlich sowieso Pflicht. Eine Haftpflichtversicherung schützt, wenn man gegenüber jemanden einen Schaden angerichtet hat. Andernfalls muss man die Kosten selbst tragen. Und eine Berufsunfähigkeitsversicherung braucht es deshalb, weil "die Arbeitskraft das Humankapital des Einzelnen ist", sagt Straub der AZ. "Wenn die wegfällt, ist die Lebensgrundlage erstmal bedroht."

Warum gerade diese drei? Welche Versicherung wirklich notwendig ist, veranschaulicht das "GAU"-Prinzip ("größt anzunehmender Unfall"): "Jemand sollte da versichert sein, wo ansonsten die finanzielle Existenz bedroht wäre", rät Straub. Das fängt mit den genannten drei Versicherungen an, geht aber je nach Person noch weiter. "Für Hauseigentümer könnte eine Wohngebäudeversicherung genauso relevant sein, weil es auch eine große finanzielle Belastung ist, wenn das Haus abbrennt oder durch einen schweren Sturm stark beschädigt wird", sagt der Verbraucherschützer. Um sich auch vor Überschwemmungen oder Starkregen zu schützen, biete sich für diese Gruppe zudem eine Elementarschadenzusatzabsicherung an. In Bayern haben gerade einmal 42 Prozent der Hausbesitzer so eine Assekuranz.

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Ein ganz anderer Bedarf kann sich für Familien ergeben: "Da kann eine Zahnzusatzversicherung Sinn machen, gerade bei kleinen Kindern. Es gibt mittlerweile vermehrt ,Kreidezähne' (ein Zahnschmelzdefekt, d. Red.) und wenn man da keine Versicherung hat, wird's relativ teuer." Und für Menschen, die viel verreisen, könnte etwa eine Reisekrankenversicherung unverzichtbar sein. "Das ist sehr individuell. Deshalb sollte man sich selbst schlaumachen oder fachlich beraten lassen", empfiehlt Straub. Am besten dort, wo kein Verkaufsdruck dahinterstehe, wie etwa bei der Verbraucherzentrale oder einem Honorarberater.

Diese Versicherungen lohnen sich nicht

Es gibt aber auch Versicherungen, die ungeachtet der persönlichen Lebenssituation nur wenig Sinn ergeben. Darunter fällt unter anderem die Handyversicherung. "Nur weil man wenig Geld hat, muss nicht gleich jeder Verlust eine Existenzbedrohung darstellen", sagt der Experte. "Die Handyversicherung kostet auch ihr Geld, aber leistet nicht unbedingt in jedem Fall." Außerdem könne es sein, dass man wegen der Versicherung mehr Geld ausgibt, als wenn man ein günstigeres oder gebrauchtes Handy kaufen würde. Straub rät außerdem von der Ausbildungsversicherung ab. Dabei handele es sich um relativ teure Sparverträge. "Ein Junior-Depot und ein Aktien-ETF-Indexfonds sind deutlich effizienter und renditeträchtiger."

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Ebenfalls skeptisch steht der Experte der Sterbegeldversicherung gegenüber. Die ist - in der Theorie - für Menschen, die nach ihrem Tod niemandem finanziell zur Last fallen möchten. "Die Sterbeversicherung ist ein relativ teurer Vertrag. Wenn man zu lange einzahlt, rentiert es sich auch nicht, weil man weniger rausbekommt, als man eingezahlt hat." Zudem lohnt sie sich generell nur für diejenigen, die zwar kein Erbe, aber Erben hinterlassen. Derlei Versicherungen ließen sich gut verkaufen, "weil die einem ein schlechtes Gewissen verkaufen", sagt der Experte. Aber sie deckten eben ein Risiko ab, das keinen finanziellen Ruin nach sich ziehen würde."Es gibt auch Leute, die sagen: ,Ja, ich weiß das, aber ich habe dadurch ein besseres Gefühl.' Das ist legitim, aber man muss es halt wissen."

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