Die Welt-Bahn und ihre Hausaufgaben im Inland
BERLIN - S-Bahnen in Schweden, Güterzüge in ganz Europa: Schon heute ist die Bahn Marktführer in Europa. Und trotz Schulden expandiert der Konzern weiter im Ausland.
Kältefrei im Frühling: Weil der Winter so hart war, bekommen die 180.000 Beschäftigten der Bahn einen Tag frei, hieß es am Donnerstag. Bahnchef Rüdiger Grube darf sich für diese Meldung allseitigen Beifalls sicher sein – was für die übrigen Bahn-Nachrichten des Tages nicht galt. 2009 sank der Gewinn um 37,2 Prozent auf 1,7 Milliarden Euro. Trotz horrender Verbindlichkeiten will der Konzern weiter im Ausland expandieren.
Anders als sein Vorgänger Hartmut Mehdorn achtet Grube auf ein einvernehmliches Miteinander mit den Beschäftigten. Bei den mächtigen Bahn-Gewerkschaften ist seine Strategie aber umstritten. Der Bahn-Boss will den britischen Transportanbieter Arriva für geschätzte zwei Milliarden Euro übernehmen. Arriva hat über eine Milliarde Euro Schulden. Davon hat die Bahn eigentlich selbst genug. Langfristig muss sie 15 Milliarden Euro zurückzahlen.
Das bremst Grube nicht. Während Bahn-Kritiker Versäumnisse in Deutschland anprangern, baut er an einem weltweiten Bahnkonzern. Schon heute ist die Bahn Marktführer in Europa. Die Güterverkehr-Sparte DB Schenker ist unter anderem in Großbritannien, Italien, Frankreich und Polen präsent. In der schwedischen Provinz Östergötland lässt DB Regio ab Dezember S-Bahnen fahren. Im lukrativen britischen Bahnverkehr fahren Bahn-Züge unter anderem zwischen Birmingham und London und demnächst auch im Nahverkehr von Newcastle.
Die Unternehmensberatung SCI Verkehr lobt den Eroberungsgeist Grubes; auch Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) stärkt Grube den Rücken. SPD und Grüne reden stattdessen in Bezug auf einen Kauf von Arriva von einer „Fehlentscheidung“. Die Bahn müsse erst im Inland ihre Hausaufgaben machen.
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