Die Welt als Netz

Kein Großkonzern kann sich das Netz untertan machen: Frank Müller, AZ-Aktuell-Chef, über die Digitalisierung unseres Lebens.
Apple, Google, Facebook: Den Pionieren der digitalen Revolution bläst in diesen Tagen ein scharfer Wind entgegen. Zu Recht? Es ist das Gefühl einer diffusen Bedrohung, das es den großen US-Konzernen gerade in Deutschland schwer macht: Apple will mit dem iPad das Internet kontrollieren, Google treibt Schindluder mit Bildern unserer Häuser, Facebook schließlich schickt unsere Privatdaten überall hin – das ist, kurz gefasst, der Tenor der Kritik.
Es ist der schnelle Aufstieg einstiger cooler Szenefirmen zu weltbeherrschenden Konzernen, die viele mit Argusaugen verfolgen. Gerade hat Apple den vormaligen Goliath Microsoft anWirtschaftskraft überrollt, Google ist ohnehin eine Großmacht und Facebook gehören mehr Menschen an als fast jedem Staat der Welt: 500 Millionen. Nur: Größe ist noch nichts von Haus aus Schlechtes. Sie ist in der globalen Wirtschaft sogar Überlebensvoraussetzung. Deswegen sagt der digitale Pessimismus vieler Menschen auch etwas aus über uns selbst.
Angst aber ist nicht nur ein schlechter Ratgeber, sie ist auch unnötig. Denn Apple und Co. wurden nur, was sie sind, weil sie die Macht des Internets als Gelegenheit begriffen. Das Netz aber ist größer als sie. Genauso, wie kein Unternehmen die Schrift dominieren kann, kann sich auch niemand das Internet untertanmachen. Gerade erst hat Facebook recht kleinlaut seine Privatsphären-Einstellungen ändern müssen, weil die User es so wollten. Das sollte die Allmachtsfantasierer demütig machen und uns alle etwas gelassener.