Die Weihnachts-Verweigerer

MÜNCHEN - In der Krise ist vielen Beschäftigten und Chefs die Lust an der Firmenparty vergangen. Zum Teil wird das gesellige Beisammensein ersatzlos gestrichen. Die BMW-Rentner dagegen werden umsorgt wie eh und je.
Weihnachtsfeier? „Darauf haben wir im Moment nicht so rechte Lust“, seufzt der Geschäftsführer einer Münchner Hertie-Niederlassung. Früher gab’s bei der Einzelhandelskette in der Adventszeit schon mal einen gemütlichen Umtrunk aller Mitarbeiter. Aber seit Hertie pleite ist, will keine rechte Partylaune aufkommen. „Wir feiern wieder, wenn eine Lösung für Hertie gefunden ist“, sagt der Geschäftsführer.
Weihnachtsfeier und Sparzwang – das passt nicht zusammen, auch bei der Telekom in München nicht. Zwar gibt’s, berichtet ein Betriebsrat, 20 Euro pro Mitarbeiter für ein geselliges Beisammensein plus einen Schoko-Weihnachtsmann – aber der süße Snack macht die Mitarbeiter nicht glücklich: „Eine Henkersmahlzeit“, ätzt der Betriebsrat. Das Weihnachtsgeld wurde auf Null gestrichen, die Call-Center-Mitarbeiter müssen in eine ausgegliederte GmbH oder an einen entfernten Standort wechseln – wer wolle da im Kreis der Kollegen die Tassen heben?
Zudem hätten die Abteilungen früher ihre Feiern während der Arbeitszeit ausrichten können, berichtet der Gewerkschafter. Heute dagegen müssten die Zusammenkünfte nach Feierabend stattfinden – „da gehen nicht alle hin. Weil sie nach Hause müssen und auch weil sie sich nicht mehr voll mit dem Betrieb identifizieren können“.
Ähnliches ist von Nokia Siemens Networks zu hören: „Manche setzen sich privat zusammen“, berichtet eine Betriebsrätin des von Sparprogrammen gebeutelten Unternehmens. „Da zahlt jeder selbst.“ Von Feiern, die das Unternehmen ausrichte, wisse sie bislang nichts.
Auch bei der BayernLB hapert’s angesichts des Milliarden-Desasters am Stolz aufs eigene Unternehmen. In den einzelnen Abteilungen wurde offiziell nichts organisiert. „Das ist nicht die Zeit, um für Weihnachtsfeiern groß Geld in die Hand zu nehmen“, sagt ein Sprecher. Das traditionelle große Fest für die Pensionäre wurde ersatzlos gestrichen.
Da haben’s die BMW-Rentner bedeutend besser. Zwar beklagte der Konzern im November ein Absatzminus von 25 Prozent, doch für die ausgeschiedenen Mitarbeiter wird immer noch gesorgt. 8000 leben allein in München, an jedem Tag der vergangenen Woche lud das Unternehmen jeweils um 16.30 Uhr gut 1500 Ruheständler ins Betriebsrestaurant.
Nach der Begrüßung durch den Werksleiter sang der BMW-Männerchor zum gepflegten Menü. Die Stimmung war gehoben – kein Wunder, wenn sich jeder Ehemalige über 150 Euro Weihnachtsgeld und eine Erhöhung der BMW-Rente zum 1. Januar um 6,6 Prozent freuen darf. Schöner bringt’s auch das Christkind nicht hin. sun
Benimm-Dich-Regeln für die Weihnachtsfeier: Seite 46