Die Verlierer

Die Krise der Wirtschaft bedroht auch die Demokratie - Matthias Maus, Chefreporter der AZ, über die vermeintliche Erlöser-Rolle der Politiker.
von  Abendzeitung

Die Krise der Wirtschaft bedroht auch die Demokratie - Matthias Maus, Chefreporter der AZ, über die vermeintliche Erlöser-Rolle der Politiker.

Von Davos bis Washington, von Berlin bis London – sie sind die Stars der Stunde.

Reichlich ungewohnt ist die Rolle für sie, waren sie doch bis vor kurzem die Prügelknaben der Demokratie: Unsere Politiker.

Jetzt, wo Manager und Banker global dabei sind, die Karren ihrer Unternehmen in den Dreck zu fahren, rufen sie alle nach Papa Staat, also nach den Politikern.

Das Problem ist nur, dass diese zumindest in der Demokratie Volksvertreter sind, und dass sie die so begehrte Staatsknete zu Rettung von allem und jedem nur vom Steuerzahler nehmen können.

Und deshalb fühlen sich die Politiker, die von Haus aus kein Problem haben mit ihrem Selbstbewusstsein, nicht ganz wohl in ihrer neuen Rolle als vermeintliche Erlöser.

In Wahrheit laufen sie großes Risiko. Lassen sie die Riesen- Strategen wie Schaeffler, Ackermann oder Zetsche in die selbstverschuldete Pleite rauschen, bleiben Regierungschefs und Minister mit Zehntausenden gefährdeten Arbeitsplätzen zurück – während die Verursacher ihr Privatvermögen genießen.

Müssen die Politiker aber das Geld der Steuerzahler wirklich ausgeben, wenn all die schönen Bürgschaften fällig sind, dann zahlen wieder nur die Kleinen für die kapitalen Fehler der Großen.

Für die Politiker kann das nur schief gehen, eine „Lose-lose-Situation“ ist das, sie steht in den Gesichtern von Merkel bis Steinbrück und Seehofer geschrieben.

Die Krise, und das werden wir noch merken, bedroht nicht nur Vermögen und Wohlstand. Sie bedroht auch die Handlungsfähigkeit und die Glaubwürdigkeit der Demokratie.

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