Die US-Autoriesen stehen auf der Kippe

Das geplante 14-Milliarden Rettungspaket für die Konzerne scheitert im Senat. Nun droht GM und Chrysler die Pleite, wenn US-Präsident George W. Bush nicht doch noch das Scheckbuch zückt.
von  Abendzeitung
Chevrolet zu verkaufen: Der Käuferstreik hat die US-Hersteller in die Krise schlittern lassen – aber auch eine verfehlte Modellpolitik.Foto: AP
Chevrolet zu verkaufen: Der Käuferstreik hat die US-Hersteller in die Krise schlittern lassen – aber auch eine verfehlte Modellpolitik.Foto: AP © az

Das geplante 14-Milliarden Rettungspaket für die Konzerne scheitert im Senat. Nun droht GM und Chrysler die Pleite, wenn US-Präsident George W. Bush nicht doch noch das Scheckbuch zückt.

WASHINGTON Harry Reid malte die Zukunft düster: „Das wird ein schlimmes, schlimmes Weihnachten für viele Menschen“, sagte der Mehrheitsführer der Demokraten im US-Senat. Zuvor hatte die Kammer das 14 Milliarden Dollar schwere Rettungspaket für die US-Autoindustrie scheitern lassen.

Nun droht zwei der drei großen US-Autobauer die Pleite: General Motors (GM) und Chrysler. Deren Kurse gingen auf Talfahrt, bis Noch-Präsident Bush die Notbremse zog. Vielleicht würden die Konzerne Geld aus dem 700-Milliarden-Rettungspaket für die Banken bekommen, sagte er.

Woran ist das 14-Milliarden-Programm gescheitert? Die Republikaner hatten von der Autogewerkschaft UAW Lohnsenkungen gefordert. Andernfalls fließe kein Geld. Die Gewerkschaft stellt sich aber quer. Daher lehnten die Republikaner das Hilfspaket ab. „Die Gewerkschaft lässt damit die Arbeitnehmer über die Klinge springen“, so der Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer zur AZ

Was sind die Folgen für die US-Autobauer? GM und Chrysler droht ohne Hilfen die Pleite. Sie könnte noch vor Weihnachten kommen, meint Experte Dudenhöffer. GM hat bereits Anwälte engagiert. Sie prüfen, ob der Konzern Insolvenz beantragen soll.

Von einem Bankrott der Autoriesen wäre ein Heer von Arbeitnehmern betroffen. Experten schätzen, dass bis zu drei Millionen Beschäftigte an der US-Autoindustrie hängen. Noch nicht in akuten Schwierigkeiten ist der dritte große Autokonzern Ford.

Was heißt ein GM-Konkurs für Opel? Für die deutsche Tochter von General Motors wird es dann eng. „Geht GM pleite, gibt es ein halbes Jahr später Anschlusspleiten in Europa“, glaubt Dudenhöffer. Auch Opel stünde dann auf der Kippe. Die Äußerungen des Experten stießen bei Opel auf Empörung. Man prüfe juristische Schritte gegen Dudenhöffer, so ein Sprecher. Opel verhandelt mit der Bundesregierung über Bürgschaften im Fall einer GM-Pleite. Ein Regierungssprecher sagte: Im Extremfall könne die Regierung „sehr schnell handeln“.

Was würden Autopleiten für die US-Wirtschaft bedeuten? Dudenhöffer befürchtet eine Kettenreaktion: Über die Lieferkette würden tausende Firmen von GMs oder Chryslers Pleite mitgerissen. Auch deutsche Betriebe wären betroffen (siehe unten). Weniger dramatisch schätzt Andreas Speer die Folgen ein. Der USA-Experte der BayernLB meint: „Die Bedeutung der Autoindustrie für die gesamte US-Wirtschaft wird überschätzt.“ So mache der Beschäftigungsanteil der gesamten Branche kaum zwei Prozent aus.

Gibt es noch Chancen auf eine Rettung der US–Konzerne? Die Demokraten machen zurzeit Druck auf US-Präsident Bush. Autoexperte Dudenhöffer hofft dagegen auf ein Einlenken der Autogewerkschaft. „Die Beschäftigten werden Druck auf die UAW machen“, glaubt er. „Sie haben keine andere Chance mehr.“ aja

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