Die Sünden des Jahres

MÜNCHEN Der Reue-Countdown läuft. Noch fünf Tage lang können wir faulenzen und schlemmen – dann kommt Silvester und die Stunde der schonungslosen Bestandsaufnahme sowie der guten Vorsätze. Die Gothaer Versicherung hat schon einmal nachfragen lassen, welche Sünden die Deutschen heuer begangen haben. Die repräsentative Studie kommt zu interessanten Ergebnissen.
Diät? Sport? Nein danke. Die meisten Befragten gaben freimütig zu, dass sie faul waren, wenn es um körperliche Aktivitäten ging. 62,6 Prozent der Männer und 56 Prozent der Frauen setzten bei dieser Frage ihr Kreuzchen. Besonders in der Altersgruppe der 30 bis 39-Jährigen war der Anteil der Gesundheits-Sünder groß. In Haushalten mit drei oder mehr Personen fanden sich ebenfalls viele Menschen, die ihre Gesundheit vernachlässigten – möglicherweise, weil Beruf und Familie den Befragten keine Zeit für Sport ließen? Immerhin können sich die Bayern auf die Schultern klopfen: Hier sündigten nur gut 60 Prozent der Befragten in Punkto Bewegung. In anderen Bundesländern waren es mehr, in Mecklenburg-Vorpommern beispielsweise 76,9 Prozent.
Fast jeder zweite Befragte gab außerdem an, heuer zu viel Süßes und Fettiges gegessen zu haben – wobei Frauen (47,5 Prozent) mit sich strenger ins Gericht gingen als Männer. Mehr als jede(r) Fünfte ging nicht regelmäßig zur Vorsorgeuntersuchung. Keinen Schlendrian bei der Gesundheit gaben gerade mal 7,7 Prozent der Befragten an.
Für die Liebe bleibt zu wenig Zeit. Um ihre Partnerschaft kümmern sich die Deutschen besser als um ihre Gesundheit. Trotzdem gab’s auch hier viel zu beichten: Fast ein Drittel (28,6 Prozent) gaben an, zu wenig Zeit mit dem Partner verbracht zu haben. Mehr als jede(r) Vierte hatte den Geburtstag des Liebsten oder den Hochzeitstag vergessen. 6,5 Prozent setzten bei „Fremdflirten“ ein Kreuz, drei Prozent landeten mit einem anderen Menschen als ihrem Partner sogar im Bett.
Auffällig: Mit dem Einkommen steigt die Lieblosigkeit. Nur 14,7 Prozent der Menschen mit einem Haushaltsnettoeinkommen unter 1000 Euro schenkten ihrem Partner zu wenig Komplimente und Aufmerksamkeit. Dagegen waren es bei Befragten mit einem Einkommen von 2500 bis 3000 Euro 38,7 Prozent, bei 3000 Euro und mehr waren es 35,6 Prozent.
Kinder scheinen ähnlich wie Geld die Beziehung abzuwürgen: Nur 27 Prozent der Menschen ohne Nachwuchs ließen es an Aufmerksamkeit für den Partner mangeln, bei Eltern waren es dagegen 40,5 Prozent. Auch Bildung scheint – zumindest der Statistik nach zu urteilen – ein Feind der Romantik zu sein: 37, 3 Prozent der Menschen mit abgeschlossenem Studium ließen sich in der Partnerschaft wenig einfallen, dagegen traf dies nur für 18,2 Prozent der Befragten mit Hauptschulabschluss und/oder Lehre zu.
Unmotiviert in der Arbeit. Jeder Vierte gab zu, lustlos seinem Beruf nachgegangen zu sein. Jeder Dritte hat „zu viel privat telefoniert“, fast jeder Fünfte beim Mobbing gegen Kollegen oder den Chef mitgemacht. Immerhin sagten mehr als die Hälfte der Befragten, „ich habe beim Thema Arbeit im Jahr 2013 nicht gesündigt“. Das lässt hoffen!
Auffällig ist, dass es Menschen bis 39 Jahre besonders oft an Disziplin in der Arbeit mangeln lassen. Beim Thema „privates Surfen am Arbeitsplatz“ stechen außerdem die Menschen im Freistaat heraus. Fast jeder vierte bayerische Befragte bekannte sich schuldig, während der Arbeitszeit zu oft auf Websiten unterwegs gewesen zu sein, die mit seinem Job nichts zu tun haben. In keinem anderen Bundesland waren es so viele.
Am Steuer gesündigt. Während des Autofahrens attraktiven Frauen oder Männern auf der Straße nachgeguckt – das haben heuer 14 Prozent der Befragten getan. 41,7 Prozent waren zu schnell unterwegs, unter ihnen besonders viele Menschen aus Mecklenburg-Vorpommern. Knapp jeder Fünfte telefonierte beim Fahren, fast genau so viele Menschen konnten sich das Essen und Trinken am Steuer nicht verkneifen. Und mehr als jeder Zehnte ließ sich manchmal nicht einmal durch eine rote Ampel aufhalten. In Bayern fuhren heuer sogar 15,4 Prozent mindestens einmal bei Rot über die Ampel.
Die Privatfinanzen vernachlässigt. Weniger gefährlich für die Allgemeinheit, aber schädlich für den Einzelnen waren Schlampereien im Umgang mit Geld. Über manche Sünden dürften sich vor allem die Banken freuen – beispielsweise dann, wenn Kontoinhaber ihr Girokonto überzogen und hohe Überziehungszinsen dafür zahlten.
Immerhin 18,4 Prozent der Männer bescherten ihrer Bank auf diese Art Extra-Einnahmen, Bei den Frauen waren es 16,8 Prozent. Besonders anfällig für die Dispo-Abzocke zeigten sich Menschen mit einem Haushaltsnetto zwischen 2500 bis 3000 Euro. Wer weniger hatte, ging disziplinierter mit dem Giro-Guthaben um.
Mehr als jeder Vierte (27,3 Prozent) gab außerdem an, zu viel Geld beispielsweise für Restaurants, Urlaube oder Kleidung ausgegeben zu haben. Besonders jungen Menschen bis 29 Jahren sitzt der Geldbeutel zu locker.
Quer durch die Altersgruppen zieht sich die (schädliche) Gewohnheit, Erspartes auf Tagesgeldkonten oder Sparbüchern liegen zu lassen, mit so geringen Zinsen, dass nach Abzug der Inflation am Ende weniger Geld übrig war als zuvor. Jede zehnte Frau und fast jeder fünte Mann brachten nicht genügend Zeit oder Mühe auf, um sich um eine bessere Anlagemöglichkeit zu kümmern – das bedeutet leicht verdientes Geld für die Kreditinsitute.
Angesichts der großen Kurssteigerungen an den Aktienmärkten wäre es nicht verwunderlich gewesen, wenn heuer die Zahl der Aktien-Zocker wieder gestiegen wäre. Dem ist aber nicht so: nur 5,8 Prozent der Männer gaben an, sie hätten zu viel Geld durch hohes Risiko beim Aktienhandel verloren. Bei den Frauen waren es sogar nur 1,2 Prozent. Gut 13 Prozent gaben allerdings an, sie hätten einen zu teuren Kredit abgeschlossen – eine Nachlässigkeit, für die sie wohl noch 2014 zahlen werden. sun