Die Rolle der Banken

Kommt es zu einer Kettenreaktion auch in anderen Ländern? -Redakteurin Susanne Stephan über die Griechenland-Krise
von  Susanne Stephan

Kommt es zu einer Kettenreaktion auch in anderen Ländern? AZ-Redakteurin Susanne Stephan über die Griechenland-Krise

Lasst die Banker für Griechenland bluten – mit ihrer Forderung präsentieren sich deutsche Politiker, allen voran Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble, als Fürsprecher des kleinen Mannes, der nicht einsieht, warum sein Geld für die Pleitiers in Athen ausgegeben wird. In guten Zeiten Zinsen kassieren, in schlechten Zeiten die Staatengemeinschaft zur Hilfe rufen – diese Haltung privater Investoren ist ja tatsächlich kaum jemandem zu vermitteln.

Wolfgang Schäuble selbst hat freilich noch vor kurzem eine Umschuldung Griechenlands abgelehnt. Seine Begründung: Wenn sich das private Kapital verschreckt aus Griechenland zurückzieht, muss der Steuerzahler am Ende noch viel mehr zahlen. An diesem Umstand hat sich seitdem nichts geändert, genauso wenig wie an der Gefahr, dass Spekulanten nach einer Umschuldung Griechenlands (auch wenn ihr das Mäntelchen „freiwillig“ umgehängt wird) andere Südländer ins Visier nehmen dürften.

Wenn europäische Politiker jetzt trotzdem davon sprechen, Banken in die Verantwortung zu nehmen, besänftigen sie womöglich den Volkszorn, spielen aber mit dem Feuer. Wird es möglich sein, Investoren zu Zugeständnissen zu zwingen, ohne dass es an den Finanzmärkten zu einer Kettenreaktion kommt, die beispielsweise Portugal in die Knie zwingt?

Was auch immer die Euro-Gruppe entscheidet, sollte schnell und diskret ausgehandelt werden. Die öffentliche Diskussion über einen Forderungsverzicht ist Gift für die angeschlagenen Euro-Länder.

 

 

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