Die richtige Lösung
Manager haben den Konzern abgewirtschaftet – vor der Krise. Der AZ-Redakteur Volker ter Haseborg über die Pleite der Karstadt-Mutter Arcandor.
Schnürsenkel gerissen? Glühbirne kaputt? Kühlschrank leer? Auf zu Karstadt! Nicht nur für die vielen Mitarbeiter und Lieferanten von Arcandor ist die Insolvenz eine Katastrophe. Auch wir Kunden erinnern uns daran, dass wir dann doch gar nicht so selten bei Karstadt waren. Es gibt nur wenige Geschäfte, in denen man fast alles kaufen kann. Und das seit 128 Jahren.
Dennoch: Die Insolvenz ist die richtige Lösung für die Karstadt-Mutter Arcandor. Jahrelang haben Manager wie der ehemalige Konzernchef Thomas Middelhoff den Konzern heruntergewirtschaftet – lange Zeit vor Beginn der Finanzkrise. Dass die Eigentümer von Arcandor jetzt nicht bereit sind, mehr Geld in das Unternehmen zu pumpen, zeigt: Die Familie Oppenheim und Quelle-Erbin Schickedanz glaubten selbst nicht daran, dass Arcandor überlebt
Dass sie dennoch die Hand für Staatsgelder aufhielten, zeigt ihre Moral: Ihr Geld behalten sie lieber für sich. Zum Glück sperrt sich die Bundesregierung gegen diese Ausbeutung der Staatskasse. Kanzlerin Bundeskanzlerin Angela Merkel weiß:Wenn sie Arcandor rettet, muss sie auch Porsche helfen. Die Versuchung imWahlkampf ist groß – aber gefährlich:Was heute an marode Unternehmen verschleudert wird, fehlt morgen als Investition in Bildung und Forschung.
Sicher werden nicht alle 43 000 Jobs der Arcandor- Mitarbeiter gerettet werden. Dennoch gibt es auch für sie Hoffnung: Denn im Rahmen eines Insolvenzverfahrens könnten die Arcandor-Mitarbeiter von Firmen mit fähigen Managern übernommen werden.