Die neue K-Frage

"Vieles spricht dafür, dass der SPD eine Kandidatur eher schadet": Frank Müller über die Kandidatenfrage für das Amt des Bundespräsidenten.
von  Abendzeitung

"Vieles spricht dafür, dass der SPD eine Kandidatur eher schadet": Frank Müller über die Kandidatenfrage für das Amt des Bundespräsidenten.

Es war nicht gerade eine Überraschung, als der amtierende Bundespräsident Horst Köhler gestern mit der Meldung aufwartete, er wolle auch gern der neue erste Mann im Staat sein. Aber dennoch ist Köhlers späte Vollzugsmeldung ein Akt, der Klarheit schafft und Klarheit erzwingt:Wird Köhler das sein, was er und die Mehrheit der Deutschen will, nämlich alleiniger Kandidat der großen Koalition? Oder wird Köhlers Wiederantritt beschleunigen und zementieren, was auch bei vielen anderen Themen zu besichtigen ist: nämlich den endgültige Zerfall einer bereits in Auflösungserscheinungen begriffenen großen Koalition?

Die Entscheidung liegt jetzt bei der SPD, und das ist wegen deren fortgeschrittener Unberechenbarkeit kein gutes Omen.

Wenn die Genossen sich übers Wochenende festlegen, ob sie nun mit Gesine Schwan gegen Köhler antreten oder nicht, wird es dabei am wenigsten um die Frage gehen, wer der bessere Bundespräsident wäre. Sondern darum, ob die Partei Selbstbewusstsein um jeden Preis dokumentieren muss.

Vieles spricht dafür, dass eine SPD-Kandidatin Schwan der Partei eher schadet als nützt. Die Gefahr einer Niederlage ist hoch, dazu kommt, dass die Bevölkerung gerade diesen Posten nicht durch eine Kampfkandidatur besetzt sehen will. Vor allem aber: Wie will es die Partei denn halten, wenn es am Ende in der Tat auf Stimmen der Linken oder gar der Rechtsextremen ankommt? Wen die SPD diese Frage nicht schon jetzt schlüssig beantworten kann, dann darf sie Gesine Schwan nicht aufstellen.

Der Autor ist stellvertretender Chefredakteur der AZ

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.