Die Macht der Wörter
Früher war alles besser, und die Wörter klangen schöner - Arno Makowsky, Chefredakteur der AZ, über das „Wort des Jahres 2008“.
„Finanzkrise“ ist also das Wort des Jahres, gekürt von der Gesellschaft für deutsche Sprache. DieWahl ist nur mäßig originell, aber sie verrät, dass die Sprachpfleger dieser Gesellschaft ein Gespür dafür haben, welche Themen die Deutschen wirklich bewegen.
Das spricht nicht für uns. Angenommen, ein Außerirdischer würde mit seinem Ufo zufällig in München landen und spontan in der AZ lesen, welche Schlüsselbegriffe das Leben dieses seltsamen Volkes bestimmen – er würde vermutlich sofort das Laserschwert zücken. „Nacktscanner“, „Rettungsschirm“ und „Datenklau“ waren die Alternativen zur „Finanzkrise“. Klingt alles eher feindlich und deprimierend.
Ist es wirklich so schlimm? „Wir sind ganz anders!“, möchte man dem Alien zurufen, „es gibt doch die Wiesn und die Isar, und im Herbst hat die CSU die absolute Mehrheit verloren!“ Aber auch das würde ihn nicht beeindrucken. Kühl schnarrt er zurück: „Und das Rauchverbot? Habt ihr euch darüber nicht total zerstritten? Und schaut ihr euch nicht dauernd bescheuerte Sendungen wie ,Topmodel’ an? Hab ich in der Google-Zeitgeist-Liste gelesen!“
Die Wörter sind unerbittlich, die Sprache verrät uns. Früher, als die Krisen mehr Charme hatten, klangen auch die Wörter schöner. „Fanmeile“ war das Wort des Jahres 2006, über „Besserwessis“ redeten wir im Jahr 1991. Und 1971 hätten es beinahe die „Heißen Höschen“ in die Liste geschafft!
Ach, Alien. Beam dich um ein paar Jahrzehnte zurück, die Erde im Jahr 2008 ist humorlos und unbewohnbar.