Die Legende lebt
Rot-Grün trifft ein großstädtisches Lebensgefühl – noch: Arno Makowsky, AZ-Chefredakteur, über 20 Jahre rot-grünes Bündnis in München.
Die eine züchtet Schafe, der andere ist „Mediator“, manche arbeiten noch aktiv in der Politik, einige sind komplett ausgestiegen. Wer erinnert sich noch an die Namen?
Sabine Csampai, Georg Welsch, Klaus Dittrich und all die anderen. 20 Jahre ist es her, dass sie den Ton in der Münchner Stadtpolitik angaben. Und es ist spannend, heute zu lesen, was aus den Veteranen des ersten rot-grünen Bündnisses geworden ist.
Ein Bündnis, das damals als Sensation galt – und dessen erstaunlichste Bilanz ist, dass es bis heute hält – als das älteste seiner Art in Deutschland. Hat es sich bewährt?
Viel wird heute darüber geredet, die Erfolge von Rot-Grün seien lediglich dem Mangel an Alternativen zu verdanken. Einer schwachen CSU, die sich ständig selbst zerlegt und einer FDP, die kaum eine Rolle spielt. Richtig daran ist, dass die Rathaus-Opposition bis heute erstaunlich lahm agiert.
Aber wahr ist auch, dass Rot-Grün es in all den Jahren geschafft hat, das Lebensgefühl einer großstädtischliberalen Mittelschicht zu treffen. Die SPD mit Christian Ude an der Spitze gilt als wirtschaftsfreundlich und weltoffen, die Münchner Grünen treten konstruktiv und eher kuschel-ökologisch auf. So ist man auch für modern denkende Zahnärzte wählbar.
Kein Zweifel, Rot-Grün hat viel richtig gemacht in den vergangenen 20 Jahren. Eine Garantie für die Zukunft ist das nicht. Dem Bündnis fehlt es an Erneuerung, an frischen Ideen, an frischem Personal. Für die nächste OB-Wahl gibt es in den Münchner Parteien bis jetzt nur einen vielversprechenden Kandidaten. Das ist CSU-Mann Josef Schmid.
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