Die Krise kommt im Geldbeutel an

Die Reallöhne sind in den ersten Monaten des Jahres gesunken. Schuld daran ist die Kurzarbeit. Außerdem streichen die Firmen den Beschäftigten immer öfter Boni und Prämien. AZ-Online zeigt, was die Deutschen verdienen - und wie lange sie arbeiten
von  Abendzeitung
Geld zählen: Die Inflation frisst unterm Strich die Lohnerhöhungen auf.
Geld zählen: Die Inflation frisst unterm Strich die Lohnerhöhungen auf. © dpa

WIESBADEN - Die Reallöhne sind in den ersten Monaten des Jahres gesunken. Schuld daran ist die Kurzarbeit. Außerdem streichen die Firmen den Beschäftigten immer öfter Boni und Prämien. AZ-Online zeigt, was die Deutschen verdienen - und wie lange sie arbeiten

Noch ist die Kauflaune der Deutschen ungetrübt. Doch die Krise macht sich langsam auch im Geldbeutel der Verbraucher bemerkbar. In den ersten drei Monaten dieses Jahres sind die Reallöhne der Beschäftigten um 0,4 Prozent gesunken, so das Statistische Bundesamt. Das bedeutet: Die Inflation hat die Lohnsteigerungen mehr als aufgezehrt. Und das obwohl die Preissteigerung derzeit so niedrig ist.

Dass unterm Strich dennoch weniger übrig blieb, hat vor allem einen Grund: Immer mehr Beschäftigte arbeiten kurz. Die bezahlte Wochenarbeitszeit in der Wirtschaft sank um 1,6 Prozent – und damit auch die Verdienste. „Wer kurzarbeitet, hat zwar einen Job, aber weniger Einkommen“, sagt Reinhard Bispinck, Tarifexperte beim gewerkschaftsnahen WSI-Institut. Besonders betroffen davon waren Beschäftigte in der Industrie und am Bau. Dort gingen auch die Bruttomonatsverdienste am stärksten zurück.

Die Firmen kürzen freiwillige Sonderzahlungen

Hinzu kommt: In vielen Branchen kürzen die Firmen wegen der Krise freiwillige Sonderzahlungen. Die Zusatzleistungen schrumpften insgesamt um fast acht Prozent. „Im ersten Quartal werden normalerweise Boni und Prämien ausgezahlt“, heißt es beim Statistischen Bundesamt. Und die wurden zum Teil drastisch gekappt. Beispiel Banken: Dort gingen die Sonderzahlungen gegenüber dem Vorjahr um ein Drittel zurück.

Kleines Trostpflaster: Wegen der Tariferhöhungen bekamen die meisten Beschäftigten wenigstens bei den Verdiensten ohne Sonderzahlungen ein Plus. Die höchsten Löhne werden mit 4137 Euro in der Informations- und Kommunikationsbranche bezahlt. Am wenigsten gibt’s im Gastgewerbe: 1882 Euro.

aja

Das verdienen die Deutschen - und solange arbeiten sie

Monatsbrutto ohne Sonderzahlungen - bezahlte Wochenarbeitszeit

Industrie: 3129 Euro - 36,8 Stunden

Bergbau: 3352 Euro - 40,0 Stunden

Energie: 4128 Euro - 38,3 Stunden

Bau: 2501 Euro - 36,0 Stunden

Handel: 2928 Euro - 39,0 Stunden

Verkehr: 2665 Euro - 40,0 Stunden

Gastgewerbe: 1882 Euro - 39,1 Stunden

Kommunikation und Information: 4137 Euro - 38,7 Stunden

Banken/Versicherungen: 4096 Euro - 38,7 Stunden

Öffentliche Verwaltung: 3026 Euro - 40,0 Stunden

Gesundheit/Soziales: 3081 Euro - 9,9 Stunden

Quelle: Destatis

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