Die Käufer im Streik

NÜRNBERG - Inflation, Ölpreisschock, teure Lebensmittel: Die Kauflaune der Bürger sackt rapide ab. Die Marktforscher Instituts GfK prophezeien in ihrer monatlichen Umfrage für das Konsumklima für Juli den schlechtesten Wert seit zweieinhalb Jahren.
Eher spätherbstliche Depression denn frühsommerliche gute Laune – immer mehr Deutschen vergeht ganz offensichtlich die Lust am Einkaufen. Die Marktforscher des Nürnberger Instituts GfK prophezeien in ihrer monatlichen Umfrage für das Konsumklima für Juli den schlechtesten Wert seit zweieinhalb Jahren: nur noch 3,9 Punkte nach 4,7 im Juni.
Hinter den abstrakten Zahlen stecken ernüchternde Analysen. Die Stimmung bei den Verbrauchern hat sich offenbar vor allem wegen der hohen Energie- und Lebensmittelpreise spürbar eingetrübt. Dabei geht es nicht nur um das, was die Menschen schon jetzt am eigenen Geldbeutel spüren. Sondern auch um die immer negativer werdenden Erwartungen. „Die wiederkehrenden Meldungen über neue Rekordwerte bei Benzin und Diesel verstärken die Furcht der Konsumenten vor dem Verlust ihrer Kaufkraft“, heißt es in dem GfK-Bericht. „Die gegenwärtige Verbraucherstimmung“, bilanziert GfK-Chef Klaus Wübbenhorst, „ist alles andere als ein Sommermärchen“.
Tariferhöhungen haben sich schlecht ausgewirkt
Viele Verbraucher fühlen sich auch durch die anhaltend hohe Inflation unter Druck gesetzt. Erst am Montag hatte das statistische Bundesamt vorgerechnet, dass von den im Schnitt um 2,8 Prozent gestiegenen Löhnen im ersten Quartal dieses Jahres bei den Bürgern praktisch nichts übrig geblieben ist – weil sich die Inflation bei 2,9 Prozent einpendelte. Damit steht fest, dass sich die Tariferhöhungen letztlich sogar eher schlecht ausgewirkt haben: Die Arbeitnehmer haben nicht nur nichts von ihnen, sie rutschen zugleich auch noch in höhere Steuersätze hinein und damit insgesamt in eine negative Bilanz. Als „eiskalte Progression“ hatte dies erst kürzlich Bundespräsident Horst Köhler bezeichnet.
Besonders schlecht für die Kauflaune wirken sich nach Ansicht der Experten auch die hohen Lebensmittelpreise aus. Wenn täglich gekaufte Produkte wie Milch teurer werden, wird dies nämlich als gravierender empfunden, als es in nackten Zahlen betrachtet tatsächlich ist. Die Forscher nennen dies „gefühlte Inflation“. Konsequenz daraus: Die Verbraucher verhalten sich beim Einkauf zurückhaltender, als es eigentlich sein müsste. Insgesamt halbierte die GfK ihre gesamte Prognose für das Konsumwachstum auf jetzt nur noch 0,5 Prozent.
Globales Wirtschaftsklima trübt ein
Dazu kommt, dass sich auch das globale Wirtschaftsklima eher eintrübt. Das Münchner ifo-Institut sprach gestern von einer massiven Verschlechterung im zweiten Quartal und Werten, die so schlecht seien wie vor sechs Jahren. Der Aufschwung in Deutschland gehe seinem Ende entgegen, so die Wirtschaftsforscher. Nach einem Wachstum von 2,4 Prozent für 2008 sagen sie nun für 2009 nur mehr eine Erhöhung um 1,0 Prozent voraus.