Die Hysterie-Falle
Wir opfern unsere Privatsphäre einer Illusion von Sicherheit - AZ-Redakteurin Annette Zoch über die Forderung nach Nackscannern.
Wenn es nicht so ein ernstes Thema wäre, dann könnte man fast drüber lachen: Am Sonntagabend, drei Tage nach dem vereitelten Anschlag auf eine US-Maschine in Detroit, geht ein Passagier im Flieger auf die Bordtoilette. Der Nigerianer hat sich den Magen verdorben. Als er dann wegen seiner misslichen Lage zu lange braucht und unverzüglich die Toilette verlassen soll, reagiert er ein wenig ungehalten. Ergebnis: Der malade Mann wird vom FBI noch auf dem Rollfeld aus dem Flieger gezerrt und eingesperrt. Sein Verbrechen: Magen-Darm-Probleme.
Die Hysterie-Falle ist wieder zugeschnappt. Der Ablauf nach solchen Nachrichten ist inzwischen absolut vorhersehbar und folgt einer festen Gesetzmäßigkeit: Auf den Anschlag folgt die Schockstarre, auf die Schockstarre folgt der Ruf nach stärkeren Sicherheitsvorkehrungen. Natürlich ist der Terrorismus eine diffuse und allgegenwärtige Bedrohung, und natürlich verunsichert er deshalb die Menschen. Das ist nur verständlich.
Aber ob nun Nacktscanner die Lösung bringen, ist sehr zu bezweifeln. Es wird immer und überall Sicherheitslücken geben. Hundertprozentiger Schutz existiert nicht. Deshalb sollten wir uns hüten, dieser Illusion auch noch den letzten Rest unserer Intimsphäre zu opfern. Was wäre, wenn es überall Nacktscanner gäbe? Dann versteckten die Terroristen den Sprengstoff halt in ihren Körperöffnungen. Da reicht der Scanner nämlich nicht hin. Übrigens: Am Flughafen Schiphol, an dem der Attentäter zustieg, gibt es die umstrittenen Apparate bereits. Umar Abdulmutallab wurde aber nicht durchgeschickt.