Die Hilfe legalisieren

Die Politik toleriert Schwarzarbeit, statt zu handeln - Katharina Rieger, Vize-Ressortleiterin Lokales, über Pflegehelfer aus Osteuropa
Solche Fälle kennt jeder Münchner: Die betagte Mutter ist pflegebedürftig, ein Heimplatz zu teuer und die Kinder können die Pflege nicht übernehmen – also wird eine Frau aus Polen engagiert, die sich kümmert.
Anfangs zweimal die Woche, später 24 Stunden am Tag. Meistens ist das Arbeitsverhältnis illegal, das Geld gibt’s cash auf die Hand. 100000 illegale Pflegekräfte soll es in Deutschland geben, in München sind es sicherlich tausende.
Da wundert es nicht, dass der Bedarf an Plätzen in Pflegeheimen mittlerweile gut ausreicht – und für die Zukunft sogar nach unten korrigiert wurde. 76 Prozent der Pflegebedürftigten in München werden daheim versorgt, entweder von weiblichen Familienangehörigen, die damit an die Grenzen der Belastbarkeit kommen. Oder eben von den illegalen Helfern aus dem Osten, die jeder hat – aber keiner haben dürfte.
Eigentlich ist das unzumutbar: Die Politik toleriert lieber Schwarzarbeit und Scheinselbstständigkeit, bevor sie bereit ist zu großen, wirksamen Schritten. Mag ja sein, dass pflegende Angehörige vom Staat Geld bekommen. Zudem ist es möglich, Hilfskräfte aus dem Ausland legal zu beschäftigen – allerdings maximal acht Stunden am Tag. Beide Möglichkeiten sind oft realitätsfern.
Was jetzt nötig ist: Eine legale und praxisnahe Variante der häuslichen Pflege durch Helfer aus dem Osten. In Österreich wurde dafür eine Lösung gefunden, mit eigenen Tarifen und legaler Abrechnung. Das wäre eine schöne Aufgabe für die Bundesfamilienministerin Kristina Köhler.