Die Haushaltstrickser
Jede Familie weiß, dass man Geld nur einmal ausgeben kann - AZ-Aktuell-Ressortchef Frank Müller über Schattenetats und Sonderhaushalte
Schattenhaushalt, Sondervermögen, Nachtragsetat – schon die Wortwahl ist entlarvend. Nach den Wochen der Spendierhosenträger schlägt jetzt die Stunde der Finanztrickser: Weil immer klarer wird, wie haltlos die Steuerversprechen von FDP und Union im Wahlkampf waren, müssen nun auf die Schnelle obskure Neben-Finanztöpfe her. Deren einziger Zweck ist die Aufführung eines halbseidenen Zaubertricks: Wie verstecke ich zweistellige Milliardenlöcher so, dass sie wenig Ärger machen?
Das aber kann es nicht gewesen sein. Jede vernünftig rechnende Familie weiß, ob sie sich ein neues Auto leisten kann oder nicht. Und dass sie besser die Finger davon lässt, bevor sie sich von einem windigen Kreditvermittler Extrageld leiht, das dann in einem „Schattenhaushalt“ auftaucht.
Dieser einfache kaufmännische Grundsatz, dass jeder Euro nur einmal ausgegeben werden kann, gilt immer – in der Familie und im Bundeshaushalt. Aber er hat leider in diesen Tagen nicht gerade Konjunktur in den unter Erfolgsdruck stehenden schwarz-gelben Verhandlungslagern von Berlin. In denen geht es zur Zeit weniger darum, was das Land braucht. Sondern darum, wie Guido Westerwelle und Horst Seehofer aus ihren Wahlversprechen ohne allzu großen Gesichtsverlust wieder herauskommen.
Doch egal, wie viele Tricks den Start der schwarz-gelben Koalition nun beschönigen sollen: Am Ende wird es eine Rechnung geben. Die zahlen dann vielleicht nicht wir, sondern unsere Nachkommen. Aber es wird jemand bezahlen.
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