Die Hartz IV-Debatte: Arbeit lohnt sich doch

Die Hartz-IV-Debatte tobt weiter. Jetzt zeigt eine aktuelle Studie: Selbst Geringverdiener haben immer noch mehr Geld zur Verfügung als ein Hartz-IV-Empfänger
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BERLIN - Die Hartz-IV-Debatte tobt weiter. Jetzt zeigt eine aktuelle Studie: Selbst Geringverdiener haben immer noch mehr Geld zur Verfügung als ein Hartz-IV-Empfänger

„Wer arbeitet, wird zum Deppen der Nation“, behauptet FDP-Chef Guido Westerwelle. Doch nach einer aktuellen Studie des Paritätischen Wohlfahrtsverbands sind die Arbeitenden doch nicht ganz die Dummen – sie haben immer noch mehr als Hartz-IV-Empfänger.

Wieso lohnt sich Arbeit doch? Selbst Geringverdiener bekommen – anders als Hartz-IV-Empfänger – einige Leistungen, die sie am Schluss besser dastehen lassen, sagt Ulrich Schneider, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbands. In der Hartz-IV-Debatte waren zuletzt einige Studien aufgetaucht (zum Beispiel vom Bund der Steuerzahler), nach denen Hartz-IV-Empfänger genauso viel haben wie Geringverdiener. In diesen waren aber Wohngeld und Kinderzuschlag nicht eingerechnet. Das bekommen nur Geringverdiener zusätzlich. Diese Leistungen kommen vor allem Familien mit Kindern zugute – denn das Kindergeld wird bei Hartz-IV-Empfängern auf den Regelsatz angerechnet. Insgesamt hat der Paritätische Wohlfahrtsverband auf Basis von Durchschnittswerten für Gesamtdeutschland 196 Beispielfälle durchgerechnet und sich explizit auf Geringverdiener konzentriert.

1. Beispiel: Die Hartz-IV-Familie: Ein Ehepaar mit zwei Kindern bekommt einen Hartz-IV-Regelsatz von 1140 Euro. Dazu zahlt der Staat eine durchschnittliche Kaltmiete von 490 Euro (das sind auf ganz Deutschland bezogene Durchschnittswerte, die Höhe der Mietzahlung variiert je nach Wohnort). Dazu kommen 94 Euro Heizkosten. Und noch das vom Amt gezahlte so genannte „Schulbedarfspaket“ für schulpflichtige Kinder, das sind monatlich 8,33 Euro. Insgesamt hat diese Familie also 1741 Euro zur Verfügung.

2. Beispiel: Die Familie mit arbeitendem Elternteil. Ein verheirateter Mann arbeitet im produzierenden Gewerbe und hat zwei Kinder. Er bekommt im Schnitt ein Bruttoentgelt von 2472 Euro (s. Tabelle). Seine steuerlichen Abzüge liegen bei 128 Euro, dazu kommen Sozialversicherungs-Abzüge von 500 Euro. Macht mit gerundeten Centbeträgen ein Netto-Einkommen von 1845 Euro. Dazu kommt noch Kindergeld von 368 Euro und Wohngeld von 38 Euro. Insgesamt stehen der Familie also 2251 Euro zur Verfügung. Das sind immerhin 510 Euro mehr als bei der Hartz-IV-Familie. Arbeiten lohnt sich also doch.

Was kann man daraus lernen? Zum einen, dass eine Senkung der Einkommenssteuer, wie sie die FDP will, vielen Geringverdienern überhaupt nicht hilft – weil sie ohnehin schon wenig Steuern zahlen. Wichtiger wäre eine Senkung der Sozialabgaben. „Wir müssen das Existenzminimum aller Menschen an der Armutsschwelle sichern“, sagt Ulrich Schneider. „Vor diesem Hintergrund ist es infam, Niedrigeinkommensbezieher gegen Arbeitslose in Stellung zu bringen, wie es manche tun.“ zo

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