Die Glamour-Krise
"Ausgerechnet die Glitzer-Hauptstadt hat es voll erwischt": Kimberly Hoppe über die fehlenden internationalen Stars beim Filmfest München.
Es ist das zweitgrößte Filmfest Deutschlands – nur leider bekommt kaum jemand außerhalb Münchens davon etwas mit. Die Berlinale sorgte weltweit für (Foto-)Furore; selbst Kino-Muffel in Einöd konnten lesen, dass die Stones zur Eröffnung über den Teppich rollten, Scarlett Johansson ein aufregendes Dekolletee präsentierte und Madonna sogar einen Film. Aber wo bleiben die Promis beim Münchner Filmfest?
Liegt’s an der Organisation, an der EM oder an langweiligen Filmen, dass die Stars nicht aufkreuzen? Keineswegs. Das Programm ist tadellos. Aber offensichtlich steckt das Filmfest in der Glamour-Krise. Als Eröffnungsfilm war ein Secondhand-Streifen aus Cannes zu sehen. Beim „Valentin“-Film fehlt „Liesl Karlstadt“-Darstellerin Hannah Herzsprung, und natürlich läuft Francis Ford Coppolas „Youth Without Youth“ ohne Coppola.
Wenn die internationalen Stars fehlen – und mit ihnen Glamour, Gucci-Garderobe und Gekreische – müssten die deutschen Stars ran. Doch die zeigen sich nur, wenn es einen Film zu promoten gibt. Warum? Vielleicht fehlt ihnen im Volkshochschule-Ambiente des Gasteigs jenes prickelnde Premieren-Feeling, das inzwischen jeder zweitklassige Kinopalast bietet.
Andererseits: Was ist so schlimm daran? Der Gasteig ist voller junger Menschen. Die Film-Fans sind fröhlich und begeistert. Dass Brad Pitt ihren Weg nicht kreuzt, juckt sie nicht. Somit gibt es zumindest einen Star – das Publikum.
Die Autorin ist Leute-Redakteurin der Abendzeitung.
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