Die Glamour-Chefin

Wird eine Herzogenauracherin Deutschlands mächtigste Managerin? Die fränkische Familienunternehmerin Maria-Elisabeth Schaeffler (66) will den Reifen-Hersteller Continental übernehmen.
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Bald Chefin von 230.000 Mitarbeitern? - Maria-Elisabeth Schaeffler
dpa Bald Chefin von 230.000 Mitarbeitern? - Maria-Elisabeth Schaeffler

HERZOGENAURACH - Wird eine Herzogenauracherin Deutschlands mächtigste Managerin? Die fränkische Familienunternehmerin Maria-Elisabeth Schaeffler (66) will den Reifen-Hersteller Continental übernehmen.

Eigentlich ist es ja ungerecht, dass jemand, der so reich, so erfolgreich und so klug ist wie Maria-Elisabeth Schaeffler, auch noch so gut aussieht. Aber vielleicht ist der Glamour-Faktor der Chefin genau der richtige Ausgleich für die Glanzlosigkeit der Produkte, die ihr Weltkonzern INA herstellt: Wälzlager. Ohne sie würde kein Auto rollen, kein Roboterarm am Fließband arbeiten und kein Flugzeug abheben. Die unscheinbaren Fahrzeugteile haben Maria-Elisabeth Schaeffler reich gemacht – auf 5,5 Milliarden wird ihr Vermögen geschätzt. Doch die Dame ist trotzdem hungrig geblieben – jetzt schickt sie sich an, den Branchenriesen Continental zu übernehmen. Am Montag bestätigten sowohl Continental als auch die Schaeffler-Gruppe: Ja, es laufen Beteiligungs-Gespräche.

Als Wendepunkt in ihrem Leben würde die elegante Blondine sicher eine Begegnung 1963 in Wien bezeichnen. Die 22-jährige Medizinstudentin, geboren 1941 in Prag, mit den Eltern 1945 nach Österreich geflohen, trifft den 24 Jahre älteren Fabrikanten Georg Schaeffler.

Sie folgt ihm ins beschauliche Herzogenaurach, noch im gleichen Jahr wird geheiratet. Ihr Studium bricht sie ab, fortan dreht sich alles in ihrem Leben um Ehemann Georg, Sohn Georg und die Firma. Die junge Ehefrau wird quasi zur Assistentin. „33 Jahre lang habe ich eine hervorragende Ausbildung an der Seite meines Mannes genossen“, sagt sie. Die kann sie auch brauchen, denn 1996 muss sie nach dem Tod ihres Mannes die Firma leiten. Sohn Georg ist Anwalt in Dallas und mag nicht ins Wälzlager-Geschäft einsteigen. Zwei Jahre später holt Schaeffler den jungen Manager Jürgen Geißinger auf den Chefsessel. Dann beginnt eine rasante Entwicklung: Ein Jahr später kauft Geißinger die Rest-Anteile der 50-Prozent-Tochter LuK – jedes vierte Auto weltweit ist mit LuK-Kupplungen unterwegs.

Wochenlanger Übernahme-Krieg

Der bisher größte Coup gelang Schaeffler und Geißinger 2001 mit der feindlichen Übernahme des Konzerns FAG Kugelfischer. Die FAG-Manager wehrten sich nach Kräften, der Übernahme-Krieg tobte wochenlang. Doch gegen das viele Geld, das INA den FAG-Aktionären bot, war kein Gras gewachsen. Bemerkenswert dabei: Das Unternehmen konnte bei der Übernahme gänzlich auf Börsengeld verzichten – INA ist bis heute ein reines Familien-Unternehmen.

Jetzt also Continental. Wenn dieser Deal klappt, entsteht am Rande des Franken-Städtchens ein Industrie-Riese. Glückt die Übernahme, wäre Schaeffler die mächtigste Firmen-Chefin der Republik. Vermutlich wird INA dennoch die große Unbekannte bleiben, immer im Schatten von Adidas und Puma, die in Herzogenaurach für internationalen Glanz sorgen. „Wälzlager kann man seiner Frau nun mal nicht schenken“, hat Maria-Elisabeth Schaeffler mal begründet, warum ihr Erfolg so wenig sexy für die Medien geblieben ist.

Auf die Frage, was sie mit noch mehr Geld machen würde, sagte sie mal: „Weiter arbeiten und ins Unternehmen investieren.“

Winfried Vennemann

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