Die Finanzaufsicht knöpft sich jetzt Premiere vor

Die Bafin leitet formelle Untersuchungen gegen den Bezahlsender ein – gab es einen Insiderhandel? Premiere hatte offenbar Abonnentenzahlen überhöht ausgewiesen und die Zahlen dann wieder drastisch nach unten korrigiert.
MÜNCHEN Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) ermittelt gegen den Münchner Bezahlsender Premiere – wegen möglicherweise überhöht ausgewiesener Abonnentenzahlen. „Wir haben eine förmliche Untersuchung wegen des Verdachts des Insiderhandels und der Marktmanipulation eingeleitet“, teilte eine Bafin-Sprecherin am Mittwoch in Bonn mit.
Anlass für die Ermittlungen sei eine Ad-Hoc-Mitteilung von Premiere vom 2. Oktober vergangenen Jahres, sagte die Sprecherin weiter. Darin hatte der Bezahlsender seine eigenen Angaben zu den Kundenzahlen überraschend um eine Million auf 2,4 Millionen nach unten korrigiert und damit die Börsen schockiert. Der Premiere-Aktienkurs war daraufhin zeitweise um gut die Hälfte eingebrochen. Sollten sich Anhaltspunkte für eine Straftat geben, will die Bafin „die Sache an die Staatsanwaltschaft weiterleiten“. Für den Fall, dass eine Ordnungswidrigkeit festgestellt würde, kann die Behörde selbst eine Geldbuße von bis zu einer Million Euro verhängen.
Die Vorgänge aus dem Herbst 2008 könnten darüber hinaus ein juristisches Nachspiel für das Unterföhringer Medienunternehmen haben. Am Landgericht Frankfurt reichten zwei Anleger jetzt eine erste Klage gegen Premiere ein. Sie werfen dem Sender fehlerhafte Angaben zu den Kundenzahlen in den Börsenprospekten 2005 und 2007 vor, wie die Kanzlei CLLB Rechtsanwälte in München mitteilte.
Premiere wollte am Mittwoch keine Stellungnahme dazu abgeben, da die Klageschrift noch nicht vorliege. Bei der Staatsanwaltschaft München läuft indes bereits seit Ende vergangenen Jahres ein Ermittlungsverfahren wegen möglicher unrichtiger Darstellung der Abonnentenzahlen, nachdem dort eine anonyme Anzeige eingegangen war.