Die erste Niederlage
Markus Ferber ist in seiner Heimat beliebt genug: AZ-Redakteurin Anja Timmermann über die Kür des CSU-Spitzenkandidaten für Europa.
Nach seinem resoluten Durchmarsch in alle Spitzenämter ist dies die erste Niederlage des Horst Seehofer: Er hat seine erklärte Kandidatin Monika Hohlmeier nicht durchbekommen. Spitzenkandidat für die Europa-Wahl wird nun doch Markus Ferber – inhaltlich völlig zu Recht: Er ist vom Fach und kennt sich in Europa aus; für ihn ist der Posten nicht Gnadenhof und auch nicht Fassade. Im übrigen ist er sogar in seiner Heimat beliebt genug, um dort kandidieren zu können. Für den Strategen Seehofer persönlich aber ist es eine Blamage: Der Trostplatz für Hohlmeier ist nicht das, was er wollte – was auch immer er jetzt sagt.
Wer interessiert sich schon ernsthaft für Listenplatz x bei der Europawahl? Nein, Seehofer hat sich schlicht verkalkuliert. Vielleicht dachte er, er könne mit der Partei nun machen, was er will. Vielleicht hat er überschätzt, wie stark das Etikett „Straußtochter“ noch zieht, und unterschätzt, wie unbeliebt sie sich gemacht hat. Auf jeden Fall lag er falsch.
Und das bei einem nicht unwichtigen Thema: Denn die EU-Wahl ist durchaus eine Messlatte für den neuen CSU-Chef. Schneidet seine Partei nicht besser ab als bei der Landtagswahl, scheitert sie bundesweit an der Fünf-Prozent-Hürde, weil sie ja nur in Bayern antritt – das wäre wenigeWochen vor der Bundestagswahl für ihn verheerend.
Um so spannender werden die Konjunkturgipfel am Sonntag und Montag. Seehofer pokert hoch und will – gerade nach der Hohlmeier-Niederlage – erst recht einen Erfolg. Aber er muss aufpassen, dass er nicht überreizt. Trotz aller Durchmärsche.
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