Die Elke-Doku-Soap

Was soll bei so viel Aggression rauskommen außer Ärger? Tina Angerer, Redakteurin der AZ, über den Fall Elke Heidenreich.
Die Frau hat eine scharfe Zunge. Sie handelt selten strategisch, meistens impulsiv. Dafür wird Elke Heidenreich von vielen geliebt. Jetzt hat sie deswegen ihren Job verloren. Heidenreich selbst sieht sich als Kämpferin für mehr Niveau im Fernsehen, als geistige Ziehtochter Reich-Ranickis im zähen Ringen um mehr Kultur. Was statt der geforderten "Qualitäts–Debatte" aber tatsächlich abläuft, ist nicht mehr als eine Posse um Eitelkeiten und Pöstchen, wenn auch nicht ohne Unterhaltungswert.
Heidenreich hat ja recht, wenn sie für ihre Sendung, die auf Freitag 22.30 Uhr verschoben wurde, einen besseren Sendeplatz fordert. Denn dieser Platz ist gerade für anstrengendere Inhalte miserabel. Kulturell hochwertig war Elke Heidenreichs Wortwahl bei ihrer Generalabrechnung garantiert nicht. Hirnlose Scheiße, jämmerlich, verblödet, banal, lächerlich, kulturlos, verknöchert. . . wenn man das seinen Chefs hinknallt, gleichzeitig auch noch den Kollegen Thomas Gottschalk als niveaulosen Volldeppen hinstellt, weil man nicht selbst die Laudatio für Reich-Ranicki halten durfte, das Ganze auch noch öffentlich und immer wieder – was soll dann wohl das Ergebnis sein?
Scharfzüngigkeit kann man das kaum mehr nennen, es zeugt eher von der simplen Aggression einer Unzufriedenen. Heidenreich, die lange freiwillig Teil des Fernsehens war, hat um den Rausschmiss gebettelt. Der Kultur im Fernsehen hat sie keinen Gefallen getan, dem Buchmarkt auch nicht. Vielleicht hat RTL 2 Interesse an einer Elke-Doku-Soap, für Krawall wäre da ja gesorgt.