Die Duell-Farce

Schlagabtausch? Oder doch eher Kabinettsatmosphäre? - AZ-Aktuell-Ressortchef Frank Müller über Politik im Fernsehen

Nicht dass wir der Gewalt das Wort reden wollen: Aber der Unterhaltungswert eines Duells ergibt sich ja eigentlich daraus, dass scharf geschossen wird und am Ende ein Sieger übrig bleibt.

Doch von nervenzerfetzender Spannung wird man an diesem Sonntag beim mit großem Pomp angekündigten TV-Aufeinandertreffen von Kanzlerin Bundeskanzlerin Angela Merkel und Herausforderer Frank-Walter Steinmeier nicht viel mitbekommen.

Die Chefin und ihr Stellvertreter, die seit vier Jahren vereint und ohne große Reibereien das Land regieren, zum Schlagabtausch an einem Tisch – es liegt auf der Hand, dass die Veranstaltung eher den spröden Charme einer Kabinettssitzung versprühen wird. Der bis ins Detail festgezurrte Ablauf und das nach Senderproporz ausgewählte Moderatorenquartett wird diesen Eindruck noch verstärken.

Das passt dann zwar zum merkwürdig leidenschaftslosen Wahlkampf der Spitzenkandidaten. Die wahre Streitfront aber liegt anderswo: zwischen Regierung und Opposition, ob sie nun gelb, grün oder dunkelrot ist. Die aber wird am Sonntag totgeschwiegen. Deswegen hat FDP-Chef Westerwelle Recht: Das Fernsehduell ist undemokratisch und eine Farce.