Die Chemie soll grün werden
Die sogenannte Weiße Biotechnologie schickt sich an, die Chemie zu revolutionieren. Produktionsprozesse bei 400 Grad Celsius, Syntheseschritte, bei denen giftige Substanzen entstehen und Erdöl als das wichtigste Basisprodukt - die Chemieindustrie benötigt für die Produktion von Tüten, Autoreifen oder Vitaminen viele Ressourcen und steht nicht gerade für Umweltfreundlichkeit.
Eine Alternative dazu stellen biotechnologische Verfahren mit neuen mikrobiologischen Prozessen dar. Mikroorganismen bewerkstelligen dabei komplexe Stoffumwandlungen mit hoher Ausbeute bei Zimmertemperatur und unter Normaldruck. Zudem wird der Einsatz nachwachsender Rohstoffe ermöglicht und es bietet sich die Chance auf Bindung von Kohlendioxid.
An die industrielle Biotechnologie, auch Weiße Biotechnologie genannt, sind deshalb hohe ökologische Erwartungen geknüpft. Sei es bei der Herstellung von Waschmitteln oder Textilien, bei Bio-Kunststoffen oder bei der Energiegewinnung. Aktuelle Projekte in Wirtschaft und Wissenschaft beschäftigen sich bereits in großem Umfang mit der Herstellung chemischer Erzeugnisse mittels biotechnologischer Verfahren. Als Rohstoffbasis dienen dabei auch land- und forstwirtschaftliche Produkte und Reststoffe.
Die industrielle Biotechnologie gilt heute als Innovationsmotor, der Wettbewerbsvorteile und damit neue Märkte erschließen kann. Weiße Biotechnologie hat ein unendliches Potential angesichts von tausenden existierenden – und womöglich noch viel mehr noch nicht bekannten Mikroorganismen. Wer sie nutzen will, muss jedoch erst einmal die richtigen Kleinstlebewesen finden, die Erbinformationen herauslösen und dann in biotechnisch kultivierbare Mikroorganismen einbauen. Erst dann können diese zum Beispiel Enzyme für energiesparende Waschmittel produzieren.
