Die Balkan-Connection: Was wusste der Telekom-Boss?
BONN - Gegen René Obermann laufen Ermittlungen. Hat er darauf gedrängt, die Konkurrenz in Osteuropa auszubremsen? Seine Frau Maybrit Illner gibt die Moderation des „Heute-Journals“ am Montag ab.
Erst hieß es noch, er sei von den Ermittlungen nicht betroffen – jetzt nimmt die Staatsanwaltschaft die Rolle von Telekom-Boss René Obermann doch genauer unter die Lupe. Es geht um Bestechung, genauer gesagt, um die Frage, mit welchen Mitteln sich der Rosa Riese den Zugang zu osteuropäischen Märkten gesichert hat.
Insgesamt hat die Staatsanwaltschaft acht Menschen im Visier. Im Zentrum der Untersuchungen steht die ungarische Telekom-Tochter Magyar Telekom. Sie ist an Telekomunternehmen in Mazedonien und Montenegro beteiligt.
Der Verdacht der Ermittler: Obermann habe sich 2005 mit dem Vorstandschef von Makedonsiki Telekom (MakTel) getroffen. Dabei habe er möglicherweise gedroht, seine Zustimmung zu einer Dividendenzahlung zu verweigern. Eine denkbare Forderung Obermanns: Der mazedonische Markt solle für Konkurrenten der Telekom tabu bleiben. Darauf hätte MakTel theoretisch hinwirken können. Denn sie gehört nicht nur der ungarischen Telekom-Tochter, sondern auch dem mazedonischen Staat. Obermann war damals bei T-Mobile fürs internationale Geschäft zuständig.
Die Verdächtigungen gehen auf ein Rechtshilfeersuchen der US-Behörden zurück. Weil die T-Aktie auch an der Wall Street gehandelt wird, werden die US-Ermittler bei Anzeichen von Korruption bei der Telekom hellhörig. Diese Anzeichen ergaben sich aus dem 2005er Jahresabschluss der Telekom-Tochter Magyar Telekom. Zahlungen in Höhe von 30 Millionen Euro für 27 Beraterverträge in Mazedonien und Montenegro deuten angeblich darauf hin, dass dort Regierungsbeamte bestochen worden sein könnten.
Allerdings ist für die US-Ermittler Obermann kein Verdächtiger. Der Telekom-Boss beeilte sich denn auch den Verdacht zurückzuweisen: „Die Deutsche Telekom duldet Korruption in keinem Bereich des internationalen Konzerns.“ Die Ermittlungen haben für ihn bisher keine Konsequenzen, dafür aber für seine Frau, die ZDF-Moderatorin Maybrit Illner. Obermann und Illner hatten sich im April 2007 in Illners Polit-Talk kennengelernt. Das Thema der Sendung: „Was haben wir vom Aufschwung?“ Es funkte. Illner hatte sich zuvor von ihrem Mann getrennt, Obermann verließ seine Frau und die zwei Kinder. Im August dieses Jahres heirateten die beiden.
Bisher vertrat Illner die Ansicht, ihr Privatleben und ihr Job ließen sich vereinbaren: „Wenn da irgendetwas geschieht, was im Zusammenhang mit der Firma meines Mannes steht, dann wird das vermeldet. Und das wird mein Mann dann bestimmt auch nicht persönlich nehmen.“
etzt aber die Ermittlungen, die Razzia in der gemeinsamen Wohnung des Paares. Die Moderation des „Heute-Journals“ am Montag gab Illner ab, um nicht in den Verdacht zu kommen, Persönliches und Berufliches zu vermischen – vielleicht nicht zum letzten Mal.