Die arme Frau Schickedanz

Die Ex-Milliardärin kämpft vor Gericht um ihr Vermögen. Doch die Richter sind skeptisch
Annette Zoch |
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Die heute 69-jährige Madeleine Schickedanz will ihr komplettes Vermögen bei der Arcandor-Pleite verloren haben.
dpa Die heute 69-jährige Madeleine Schickedanz will ihr komplettes Vermögen bei der Arcandor-Pleite verloren haben.

KÖLN  So unterschiedlich sind die Wahrnehmungen von Armut manchmal: Während gestern die Nationale Armutskonferenz in Berlin ihren Bericht zur Armut in Deutschland vorgestellt hat, kämpfte Quelle-Erbin Madeleine Schickedanz in Köln um ihr zerronnenes Milliardenvermögen. Die Ex-Unternehmerin fühlt sich seit der Pleite des Handelskonzerns Arcandor (früher Karstadt-Quelle) ebenfalls völlig verarmt und verklagt deshalb das Bankhaus Sal. Oppenheim auf Schadenersatz.

Die Richter am Landgericht machten der Versandhaus-Erbin allerdings wenig Hoffnungen: Ihre Darstellung, sie sei von der Bank Sal. Oppenheim und dem Immobilienunternehmer Josef Esch in den Ruin getrieben worden, sei „schwerlich plausibel“, sagte Richter Stefan Singbartl.

Der Streitwert liegt bei 1,9 Milliarden Euro. Die Bank habe ihr Geld gegen ihren Willen riskant angelegt und damit verschleudert, sagt Schickedanz, die nicht selbst vor Gericht erschienen war. Sie hatte sich im großen Stil am Handelskonzern Arcandor beteiligt. 2009 war der Konzern zusammengebrochen, das Vermögen der heute 69-Jährigen war futsch.

„Frau Schickedanz hat auf ihre Berater vertraut und nicht über die Dinge nachgedacht“, sagte ihr Rechtsanwalt Stefan Homann. Richter Singbartl reagierte verwundert: „Die Grundsätze des Aktienkaufs, auch des riskanten Aktienkaufs auf Kredit, dürften einer Großanlegerin wie Frau Schickedanz doch wohl deutlich gewesen sein“, sagte er. Die Beweislast liege bei ihr. Singbartl legte beiden Parteien nahe, sich um einen außergerichtlichen Vergleich zu bemühen. Die Bank Sal. Oppenheim hat ihrerseits mit Gegenklagen reagiert.

Das Bankhaus war durch das desaströse Arcandor-Geschäft selbst in die Existenzkrise geraten und 2010 von der Deutschen Bank übernommen worden. Die Führung wurde komplett ausgetauscht. Ab Anfang 2013 muss sich die alte Chefriege in einem Strafprozess wegen schwerer Untreue verantworten. Neben Schickedanz haben noch weitere Millionäre und Milliardäre Sal. Oppenheim verklagt – darunter auch Schuh-König Heinz Deichmann.

Schickedanz selbst, einst fast drei Milliarden Euro schwer, soll Schätzungen zufolge noch ein Vermögen von 400 Millionen Euro übrig haben, das nicht für Kredite verpfändet wurde. Statt vier beschäftige sie nur noch zwei Gärtner. Vor drei Jahren hatte sie in einem Interview geklagt, dass sie von 500 bis 600 Euro im Monat leben und beim Discounter einkaufen müsse. Seither ist sie abgetaucht. Der nächste Gerichtstermin ist für den 4. Juni angesetzt.

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