Die andere Wahrheit
Der Schlüssel für Afghanistan liegt im Kampf gegen Drogenhandel - Annette Zoch, AZ-Redakteurin, über den Bundeswehr-Angriff
Irgendwann musste für die Bundeswehr dieser Tag kommen. Bei einem von einem deutschen Offizier angeordneten Luftangriff sind unter Umständen auch Zivilisten umgekommen. Keine Frage: Die Bundeswehr hat in Afghanistan Schulen gebaut, Polizisten ausgebildet und vielen Menschen Gutes getan.
Nur sollte die Bundesregierung nun endlich auch der anderen Wahrheit ins Gesicht sehen und auch den Mut haben, sie auszusprechen: In Afghanistan herrscht Krieg. Und die Bundeswehr ist mittendrin.
Sieben Jahre nach ihrem Sturz sind die Taliban wieder so tief in der Gesellschaft verankert, dass man oft gar nicht mit Bestimmtheit sagen kann, ob nun „Zivilisten“ oder „Aufständische“ getötet wurden. Längst arbeiten beide Seiten wieder eng zusammen. Die Taliban zahlen nämlich gut: zum Beispiel für Opium.
Und hier liegt der eigentliche Schlüssel für Afghanistan – im Drogenhandel. Wenn dem Westen etwas daran liegt, Afghanistan zu einem friedlichen, demokratischen Land zu machen, dann muss man den Drogenbaronen das Handwerk legen.
Viele davon sitzen in Behörden und Regierungsämtern. Diesen Filz muss man erstmal durchdringen. Dafür braucht der Westen einen langen Atem. Hat er den auch?
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