Deutsches Nachbeben
Lippstadt - Kurzarbeit, mitten in der Konjunkturerholung. Beim Automobilzulieferer Hella im westfälischen Lippstadt dürften sich die Beschäftigten bereits ausrechnen, wie viel Geld ihnen im Fall des Falles das Arbeitsamt überweisen müsste. Weil in der Autobranche Teile aus Japan fehlen, bereitet sich die Firma darauf vor, die Produktion zu drosseln, berichtet die „Automobilwoche”.
Hella stellt Autoelektronik und Scheinwerfer her. Das Unternehmen hat sieben Standorte in Deutschland. „Wir rechnen zwar nicht damit, dass wir aufgrund von Engpässen nicht liefern können. Aber es könnte sein, dass die Bänder stehen, weil den Autofirmen ein Teil eines anderen Zulieferers fehlt", erklärte ein Hella-Manager dem Magazin. Von einer schwierigen Versorgungssituation hatte in der Vergangenheit auch der Autozulieferer Bosch gesprochen.
Nicht nur drohende Lieferausfälle bewegen die Firmen der Pkw-Branche. Um Gesundheitsschäden für Mitarbeiter und Kunden auszuschließen, prüfen deutsche Importeure Neuwagen und Teile aus Japan vor der Auslieferung auf eine mögliche Strahlenbelastung. „Wir werden sicherstellen, dass kein kontaminiertes Fahrzeug oder Ersatzteil in den Handel gebracht wird”, sagte Mazda-Sprecher Jochen Münzinger. Der Hersteller bezieht sämtliche Fahrzeuge aus Japan. Die Werke seien aber 1000 Kilometer vom Reaktor Fukushima entfernt, heißt es. Auch Toyota nimmt Kontrollen vor.
Ähnlich wie in der Kfz-Branche geht währenddessen in der Computer- und Telekommunikationsindustrie die Angst davor um, dass die Lieferkette aus Asien reißen könnte. Viele Firmen beziehen Teile von chinesischen Herstellern, die wiederum Vorprodukte wie Wafer, Chips oder Sensoren in Japan einkaufen. Eine aktuelle Umfrage des Branchenverbandes Bitkom ergab, dass fast jeder fünfte Hersteller oder Händler Engpässe verzeichnet. Viele Firmen berichten von steigenden Preisen. 2010 importierte Deutschland aus Japan Hightech-Produkte im Wert von 3,4 Milliarden Euro.
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