Deutsche Konjunktur fasst wieder Tritt
Finanzexperten sehen die Konjunktur in Deutschland auf Erholungskurs. Die Volkswirte des DIW halten die deutsche Wirtschaft für «recht robust» und heben ihre Prognose fürs laufende Quartal an.
Die deutsche Wirtschaft zeigt sich «bislang recht robust» gegenüber dem weltwirtschaftlichen Umfeld. Zu diesem Ergebnis kommt der Konjunkturexperte des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Stefan Kooths. Das DIW-Konjunkturbarometer signalisiere für das laufende Quartal ein Wirtschaftswachstum von «gut 0,5 Prozent», teilte das Forschungsinstitut am Dienstag in Berlin mit.
«Damit zeigt sich die deutsche Volkswirtschaft zum Jahresauftakt in einer robusteren Verfassung als bislang erwartet», sagte Kooths. Im Februar hatten die DIW-Experten noch ein bereinigtes Wachstum von 0,3 Prozent prognostiziert. Im vierten Quartal 2007 hatte sich das Wirtschaftswachstum abgeschwächt: Nach einem Zuwachs von 0,7 Prozent im dritten Quartal - gegenüber den drei Monaten zuvor und preis-, saison- und kalenderbereinigt - hatte sich die Dynamik im Schlussquartal auf 0,3 Prozent abgeschwächt. Offizielle Zahlen des Statistischen Bundesamtes für das laufende Quartal werden am 15. Mai erwartet. Wie das DIW erläuterte, hat sich vor allem das Produzierende Gewerbe «deutlich lebhafter» als noch vor Monatsfrist entwickelt. Für diesen Wirtschaftssektor gehen die Volkswirte des Instituts von einem Wachstum von 1,0 Prozent aus.
Hoffnung auf privaten Konsum als Motor
Das stärkste Wachstum erwarten die Experten allerdings in der Bauwirtschaft. Wegen der günstigen Witterung rechnet das DIW hier mit einem Zuwachs von 1,7 Prozent, nach drei aufeinander folgenden Minusquartalen. Leicht aufgehellt hätten sich auch die Aussichten für Handel, Gaststätten und Verkehr. Zudem habe sich die bereits im Vormonat abzeichnende Erholung der Automobilkonjunktur im Februar weiter fortgesetzt. Die Realwirtschaft ist nach Einschätzung von Kooths bislang nicht spürbar von den Turbulenzen an den Finanzmärkten beeinträchtigt. Die konjunkturelle Entwicklung im weiteren Jahresverlauf hänge aber «entscheidend» von den Binnenkräften ab. Vor allem der private Verbrauch müsse der sich abschwächenden Weltwirtschaft entgegen wirken.
Erwartung, dass der Dollar wieder stärker wird
Weiter optimistisch für die zweite Jahreshälfte zeigen sich derweil die Analysten und institutionellen Anleger, die das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) allmonatlich befragt. Sie rechnen, ausgehend von derzeit schwachen Wirtschaftswachstum, damit, dass sich die Konjunktur ab September wieder belebt, wie das ZEW in Mannheim mitteilte. Der entsprechende ZEW-Konjunkturindikator stieg im März überraschend um 7,5 Punkte auf minus 32,0 Punkte. Bereits im Februar hatte sich die Stimmung unerwartet aufgehellt. «Der Optimismus der Finanzanalysten gründet sich vermutlich auf die Hoffnung, dass bei der Finanzmarktkrise das Schlimmste in einem halben Jahr überwunden sein wird und die Konjunkturdynamik sich nicht mehr abschwächt als bisher erkennbar», kommentierte der Präsident des ZEW, Wolfgang Franz. Die befragten Experten erwarten laut ZEW, dass der US-Dollar gegenüber dem Euro wieder an Wert gewinnen werde. Dies dürfte den exportorientierten Branchen in Deutschland zugute kommen. Außerdem seien die Fachleute etwas zuversichtlicher, dass der private Konsum zulegen werde. Auf die aktuelle konjunkturelle Lage blicken die Experten dagegen so pessimistisch wie zuletzt im Juli 2006: Der entsprechende Indikator ging um 1,6 Punkte auf 32,1 Punkte zurück. (nz)
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