Deutsche horten gewaltigen Goldschatz
Mini-1-Gramm-Stück als Geschenk der „Zahnfee“ über den Kilo-Barren bis zu Goldmünzen – das Angebot an Edelmetall ist vielfältig in der Zentrale von Europas größtem Goldhändler Degussa. „Guten Morgen, ich wollte mein Gold abholen“ – diskret wird die junge Frau an einen der Schalter gelotst. Ein älteres Ehepaar blättert im gesicherten Foyer in einem Katalog.
„Wir sehen seit Jahren eine Flucht in Sachwerte“, schildert Oliver Heuschuch von der Degussa Goldhandel GmbH. „Der Brexit und die US-Wahl haben diesen Trend verstärkt.“ Dass Donald Trump nun zum US-Präsidenten gewählt wurde, habe der Nachfrage nach Gold noch einmal einen Schub gegeben.
Gold gilt als sicherer Hafen in unsicheren Zeiten
„Wer Gold kauft weiß: Gold wird auch in Zukunft noch seinen Wert haben“, sagt Heuschuch. „Seit 4000 Jahren ist Gold auf dem Markt und damit die älteste Währung der Welt.“ Dazu kommt: Die Vorräte sind begrenzt. Weltweit gibt es etwa 180 000 Tonnen – eine Menge, die man bequem in einem olympischen Schwimmbecken unterbringen könnte.
Das Edelmetall ist begehrt – seit Monaten umso mehr, weil beliebte Sparprodukte wie Tages- und Festgeld wegen der Zinsflaute kaum etwas abwerfen. Gut jeder Vierte Deutsche investierte in den vergangenen zwei Jahren in Gold, wie eine Steinbeis-Umfrage zeigt. Im Schnitt nahmen Privatleute 4197 Euro in die Hand. Der Goldschatz der privaten Haushalte erreichte mit einem Plus von 477 Tonnen seit 2014 die Rekordmenge von aktuell 8672 Tonnen.
Wer Gold kauft, ist – das zeigen Umfragen seit Jahren – überzeugt, langfristig Geld in einen stabilen Wert zu stecken. Experte Heuschuch berichtet: „Viele Anleger kaufen Gold aus Angst vor einer Währungskrise. Sie gehen davon aus, dass sie damit künftig ihre Brötchen bezahlen müssen, wenn der Euro abgeschafft würde.“ 5000 bis 10 000 Euro investieren Anleger im Schnitt.
Der Goldpreis woll in den nächsten Jahren noch anziehen
Rund 90 Prozent der Befragten zeigten sich in der Steinbeis-Erhebung zuversichtlich, dass sich der Wert des Edelmetalls in den nächsten Jahren noch erhöhen wird.
Diese Erwartung ist berechtigt: Von seinem Rekordpreis bei 1920 Dollar je Feinunze (etwa 31 Gramm) vom September 2011 ist Gold noch weit entfernt. Die Rohstoff-Experten der Commerzbank erwarten zum Ende des laufenden Jahres eine Notierung bei 1250 Dollar, Ende 2017 schon von 1450 Dollar.
„Im nächsten Jahr sollte der Goldpreis seinen Aufwärtstrend wieder aufnehmen“, schreiben die Analysten. „Dafür spricht die weiter expansive Geldpolitik der wichtigsten Zentralbanken. Hinzu kommen die zahlreichen Unsicherheiten mit mehreren richtungsweisenden Wahlen in Europa und die verschiedenen geopolitischen Krisenherde.“