Deutsche Firmen befürchten Kurzarbeit
Mehrere deutsche Firmen prüfen derzeit wegen der Japan-Krise Kurzarbeit. Sie befürchteten, dass sie wegen Lieferengpässen in einigen Wochen möglicherweise ihre Produktion zurückfahren müssten, teilte eine Sprecherin der Bundesagentur für Arbeit (BA) am Donnerstag in Nürnberg mit.
Nürnberg/Berlin - Sie bestätigte damit einen Bericht der "Süddeutschen Zeitung". Anträge auf Kurzarbeit wegen der Japan-Krise lägen der Bundesagentur bislang nicht vor, Anfragen kämen aus dem Automobilbereich.
Große deutsche Autobauer rechnen wegen der Krise in Japan derzeit jedoch nicht mit Kurzarbeit in deutschen Werken. Das ergab eine dpa-Umfrage am Donnerstag. Zu den besorgten Unternehmen gehöre beispielsweise ein deutscher Baggerhersteller, hieß es bei der Bundesagentur. Die Baufahrzeuge würden mit japanischen Motoren betrieben; auch andere Bauteile stammten aus Japan. "Das Unternehmen hat jetzt die Sorge, dass demnächst die Lager leer sind und der Nachschub aus Japan nicht sichergestellt ist", schilderte die Sprecherin der Agentur für Arbeit die Sorge des Unternehmens. Einzelheiten wollte sie aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht nennen.
In den meisten Unternehmen gebe es aber offenbar noch keine akuten Lieferengpässe. "Die Unternehmen wollen einfach frühzeitig Vorsorge treffen und haben daher bei ihren Arbeitsagenturen die Frage gestellt: Was ist, wenn die Produktion wegen fehlender Teile aus Japan ins Stocken gerät?". Die Bundesagentur begrüße diese Weitsicht, auch wenn noch unklar sei, ob sich die Lage in zwei bis drei Wochen wieder entspannt hat.
Derzeit gebe es keine messbaren Auswirkungen auf die Produktion, sagte ein VW-Sprecher am Donnerstag in Wolfsburg. Eine weltweite Expertenrunde tage jeden Tag, um die Lieferkette zu überwachen und sich gegebenenfalls um alternative Lieferanten zu bemühen. Ähnlich sieht es bei Daimler aus.
Eine Sprecherin sagte: "Wir haben derzeit keine Auswirkungen auf die Produktion". Kurzarbeit sei nicht geplant. Eine Arbeitsgruppe prüfe täglich, bei welchen Teilen es Engpässe geben könnte. Derzeit seien keine Probleme absehbar. BMW prüfe die Lieferketten, bisher gebe es keine Probleme, hieß es in München. Auch der Autobauer Opel meldet aktuell keine Probleme wegen des Erdbebens in Japan. Es gebe weder Lieferschwierigkeiten noch Produktionsengpässe, sagt ein Sprecher in Rüsselsheim. Es seien derzeit auch keine Engpässe absehbar.
Sollte es zu aber Japan-bedingten Produktionseinschränkungen kommen, könnten Firmen mit Kurzarbeitergeld rechnen, versicherte die BA-Sprecherin. Zu diesem Ergebnis sei eine Expertenrunde gekommen, die in den vergangenen Tagen noch einmal die Rechtslage geprüft habe. Allerdings müssten die Unternehmen erst einmal sämtliche firmeninterne Möglichkeiten ausgeschöpft haben. So müssten Betriebe Überstunden abgebaut, Arbeitszeitkonten auf Null gefahren und Resturlaube abgefeiert haben. Auch sollte geprüft sein, ob betroffene Mitarbeiter vorübergehend in einem anderen Betriebsteil beschäftigt werden könnten.
Bei Kurzarbeit werden die Einkommenseinbußen durch verkürzte Arbeitszeiten teilweise von der Bundesagentur ausgeglichen. Bundesregierung und Bundesagentur hatten mit dem sogenannten Konjunkturkurzarbeitergeld erst in der jüngsten Wirtschaftskrise drohende Massenentlassungen verhindert. Die Zahlung von Kurzarbeitergeld an zeitweise bis zu 1,5 Millionen Beschäftigte hatte die Bundesagentur-Finanzen in den Jahren 2009 und 2010 allerdings stark strapaziert. Eine BA-Rücklage von einst 18 Milliarden Euro ist inzwischen aufgezehrt. Experten sehen die Bundesagentur vor einer Finanzkrise.
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