Desaströser Auftritt
Neue Konzepte kommen viel zu spät zu den Kunden - Rudolf Huber, Motorredakteur der AZ, über die Detroit Motor Show und die Krise.
Die Preisverleihung zum „Car of the Year“ ist einer der traditionellen Höhepunkte der Detroit Motor Show. Dieses Jahr offenbarte die Zeremonie den abgrundtiefen Abstand zwischen dem, was eigentlich gebraucht, und dem, was derzeit von der Autoindustrie angeboten wird.
Mit dem bis zu 290 PS starken Hyundai-Topmodell Genesis und dem „Truck of the Year“-Dauerbrenner Ford F 150 stehen Fahrzeuge auf dem Siegertreppchen, die sich wie zum Aussterben verurteilte Dinosaurier des zu Ende gehenden Erdöl-Zeitalters ausnehmen.
Es ist wirklich fast schon tragisch: Alles, was speziell die moribunden US-Giganten Chrysler, Ford und GM an zukunftsweisender Planung vorzuweisen haben, rollt frühestens nächstes Jahr, meist noch deutlich später an. Die Elektro-Studien reichen nicht über die Qualität von hastig zusammengeschusterten Prototypen hinaus, die panisch vorgefahrenen Konzept-Autos kommen für mindestens einen der „Big Three“ viel zu spät.
Ein Trauerspiel, das auch ein Schlaglicht auf die Qualität hochbezahlter Trendforscher in der US-Autoindustrie wirft: setzen, sechs!
Angesichts eines derart desaströsen Auftritts in der „Motown“ Detroit tun sich die deutschen Hersteller fast schon beschämend leicht. Auch wenn die Hausaufgaben bei BMW, VW, Audi und Mercedes noch längst nicht fertig gemacht sind (Stichwort Hybrid und E-Mobile): Schwung und Zuversicht verbreiten nur die Car-Guys aus good old Germany. Sie haben jetzt die Chance, sich global gesehen als Gewinner der Branchen-Krise zu profilieren.