Der Teufelskreis
"Der Kreislauf aus Gewalt und Gegengewalt geht in eine neue furchtbare Runde: Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis Israel den Gazastreifen angreift." Anja Timmermann über die neue Eskalation im Nahen Osten
Der Kreislauf aus Gewalt und Gegengewalt geht in eine neue furchtbare Runde: Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis Israel den Gazastreifen angreift. Und danach ist es nur eine Frage der Zeit, bis die Hamas wieder mit Raketen schießt oder Selbstmordanschläge organisiert. Und jeder wird immer behaupten, er wehre sich doch nur gegen die Gewalt des Anderen. Die Frage, wer tatsächlich angefangen hat, ist nochmal eine ganz andere – aber auf die Frage, wie es aufhören könnte, lautet die Antwort: So nicht. „Krieg bringt keinen Frieden“, war heuer dieWeihnachtsbotschaft von Bethlehem. Bitter, wenn daran noch erinnert werden muss.
Bei allem Verständnis dafür, dass Israel nicht beschossen werden will – das, was es für dieses Ziel tut, ist kontraproduktiv. So wie beim Libanon-Krieg: Ziel war, die Hisbollah zu schwächen oder auszuschalten. Als die israelischen Bomben dann auf das Land fielen, trieben sie selbst noch die libanesischen Christen in die Arme jener Islamisten. Heute ist die Hisbollah stärker denn je.
Und im Gazastreifen ist es ähnlich.Wenn man den übervölkerten Streifen Land nur lange genug blockiert und darben lässt, werde sich die Bevölkerung schon gegen die Hamas auflehnen, war das Kalkül. Heute sitzt die Hamas fester denn je im Sattel. Und die nun folgenden israelischen Angriffe werden daran erst recht nichts ändern, im Gegenteil – deswegen provozieren die radikalen Islamisten sie ja auch. Israels Verteidigungsminister Ehud Barak hat gesagt, er wisse schon, dass die Hamas sich militärisch nicht besiegen lässt.Warum versucht man es dann?