Der Samsung-Clan: Dallas in Daegu

Die Samsung-Dynastie: Die Geschichte der Familie Lee handelt von Macht, Milliarden und einem mysteriösen Krankenhausaufenthalt.
Natalie Kettinger |
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Die Schöne und das Phantom: Samsung-Boss Lee Kun-hee liegt seit 2014 im Krankenhaus, Tochter Boo-jin sorgt mit ihrer Scheidung für Wirbel.
dpa Die Schöne und das Phantom: Samsung-Boss Lee Kun-hee liegt seit 2014 im Krankenhaus, Tochter Boo-jin sorgt mit ihrer Scheidung für Wirbel.

Seoul - Ein Patriarch, von dem niemand weiß, ob er noch lebt. Eine bildschöne Erbin, deren Ex-Mann sie auf 1,2 Milliarden Euro Unterhalt verklagt. Und eine Serie explodierender Smartphones.

Es sind harte Zeiten für den südkoreanischen Samsung-Konzern. Doch die "drei Sterne", so die deutsche Übersetzung des Firmennamens, werden auch diese Turbulenzen überstehen, glaubt der Berliner Korea-Experte Werner Pfennig.

Der Aufstieg

Die Samsung-Geschichte beginnt mit Firmengründer Lee Byung-chull (1910 – 1987), der Ende der 1930er Jahre in der Stadt Daegu eine Art Gemischtwarenladen eröffnet. Zwei Mal verliert er alles: 1945 bei der Kapitulation Japans und im Koreakrieg.

Aber seine Herkunft rettet Lee. "Daegu ist die Gegend, aus der in der koreanischen Geschichte die wilden Kerle kommen. Und die Militärdiktatoren", sagt Politologe Pfennig. 1961 putscht sich Park Chung-hee an die Macht, ein Mann aus der Region.

Um das Land aufzubauen, lädt er Unternehmer zu sich ein, fragt: Was könnt ihr und wie viel Geld braucht ihr dafür? Neben einem Gesandten der Familie Chung (heute Hyundai) und einem Mitglied der Chos (Korean Airline), sowie einem gewissen Herrn Koo (LG) sitzt auch Lee am Tisch. Er entscheidet sich für Supermärkte und Elektro-Industrie. Es folgt ein kometenhafter Aufstieg, protegiert vom Präsidenten auf Lebenszeit.

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Während der Asienkrise Ende der 90er sind Samsung und Co. bereits "too big to fail". "Sie waren systemrelevant und durften einfach nicht pleite gehen. Hinterher waren sie noch größer und einflussreicher als vorher", sagt Pfennig.

Samsung ist heute nicht nur auf dem Sektor der Unterhaltungselektronik aktiv, zum Konzern gehören außerdem Vergnügungsparks, Kosmetikhersteller, Medizintechnologie, Duty-free-Shops und die Shilla-Hotelkette. 2014 lag der Netto-Umsatz der Samsung Group bei 305 Milliarden US-Dollar (277 Mrd. Euro).

Die Familie

Lee Byung-chull hinterlässt drei Söhne. Der jüngste, Lee Kun-hee (74), ist aktuell Chef des Imperiums. Und ein Phantom. 2009 war er wegen Korruption zu einer Strafe von 62 Millionen Euro verurteilt und kurz darauf – als Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees – begnadigt worden. Im Februar 2014 eskalierte ein Erbstreit mit einem seiner Brüder. Offenbar war all das zu viel für Lee Kun-hee: Im Mai 2014 erlitt er einen Herzinfarkt.

Seitdem liegt der Boss im "Samsung Medical College" in Seoul und niemand weiß, wie es um ihn steht. "Es gibt kein Foto, kein Statement, nichts", sagt Werner Pfennig. Die Geschäfte führt sein Sohn Lee Jae-yong (48) als Vize-Präsident. "Weil sein Vater noch lebt, darf er nicht Präsident sein." Lee Jae-yong hat zwei Schwestern, die beide Führungspositionen innehaben.

Die schöne Lee Boo-jin (46), erfolgreiche Chefin der Shilla-Hotel-Gruppe und laut Forbes mit einem Vermögen von knapp 2 Milliarden Euro die reichste Frau Südkoreas, sorgte zuletzt mit einem Rosenkrieg für Schlagzeilen. "Sie war mit einem mittleren Angestellten verheiratet und wollte sich scheiden lassen – aber er hatte etwas dagegen." Laut Berichten fordert der Verlassene eine Milliarden-Entschädigung für das Ehe-Aus. Schon 2005 hatten die Medien ausführlich über eine Familientragödie berichtet: Damals beging Bo-jins jüngste Schwester Yoon-hyung († 26) Suizid.

Die Zukunft

Das Aus des Note 7 hat das Imperium ohne Frage hart getroffen. "Aber Samsung wird einer der führenden Konzerne Südkoreas bleiben", sagt Wissenschaftler Pfennig. "Man geht davon aus, dass genug Rücklagen vorhanden sind, um zu begleichen, was da jetzt auf das Unternehmen zukommt." Außerdem sei denkbar, dass nun viele Südkoreaner ein Samsung-Gerät kauften. "Aus Nationalstolz-Bockigkeit."

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