Der richtige Mann
Auch wenn er nicht der Jüngste ist - Er verkörpert die Zukunft: Frank Müller, der stellvertretende Chefredakteur der AZ, über den Wechsel bei der CSU.
Diesen Mann als ihren Chef hätte die CSU weiß Gott billiger haben können: Schon vor eineinhalb Jahren stand Horst Seehofer zur Wahl für die Parteispitze – und ging gegen Erwin Huber unter. Unbeliebt im eigenen Mittelbau, politisch unkorrekt, von angreifbarem Lebenswandel – das schien nicht das Holz zu sein, aus dem CSU-Chefs sonst geschnitzt sind. Doch was eine Partei braucht, ist eben nicht unbedingt das, was sie will. Noch vor eineinhalb Jahren hatte die Partei gemeint, eine Alternative zu dem Alphatier aus Ingolstadt zu haben.
In Wahrheit gab es schon damals keine. Das Modell Huber/Haderthauer ist noch kräftiger in die Hose gegangen, als es selbst Seehofers glühendste Verehrer prophezeit hatten. Nun sind alle Konkurrenten weg, Seehofer aber ist noch da – ein anderes vergleichbares Kaliber hat die Partei nicht.
Auch wenn es nun so aussieht – der Neue ist mehr als eine Notlösung. Er ist, auch wenn er nicht mehr der Jüngste ist, ein Mann der Zukunft. Denn in Seehofer verbindet sich eine Mischung aus politischer Potenz, solidem Handwerk, Vorzeigbarkeit und bierzelttauglicher Zugkraft, die selten geworden ist. Genau deswegen wird er die CSU massiv verändern. Und irgendwann wird sie das auch selbst gut finden.
Der Autor ist stellvertretender Chefredakteur der AZ.
- Themen:
- CSU
- CSU-Vorsitzende
- Erwin Huber
- Horst Seehofer