Der Plan B
"Warum sollte Althaus ein schlechterer Regierungschef werden?": Frank Müller, AZ-Aktuell-Chef, über das Schnellverfahren gegen Dieter Althaus.
Dieter Althaus muss kein schlechterer Regierungschef werden, weil er am Tod eines Menschen mitschuld ist. In einer Image-Demokratie wie unserer, in der sich schon jeder Ortsvorsitzende zum unangreifbaren Superman-Politiker stilisieren muss, gilt vielleicht sogar das Gegenteil: Warum soll ein Mann an der moralischen Grenzerfahrung mit dem grausamen Unfall vom Neujahrstag nicht reifen können? Althaus hat schließlich nicht vorsätzlich getötet.
Deswegen steht auch die Öffentlichkeit über die Parteigrenzen hinweg sehr solidarisch hinter Althaus – auch im Bewusstsein, dass jeder andere von uns in ein derart tragisches Geschehen hätte hineinfahren können.
Gleichzeitig aber nimmt dieselbe Öffentlichkeit zunehmend skeptisch zur Kenntnis, wie Althaus’ enge Umgebung und seine Partei mit dem jetzt Notwendigen umgehen. Das mantrahafte Beteuern, es gebe keinen Plan B und Althaus werde ganz ganz sicher wieder zurückkehren – es erinnert mehr an das Gebaren in die Jahre gekommener diktatorischer Regime als an die praktische Vernunft, die eine Demokratie braucht.Wenn das ganze Land sehen kann, dass der Chef dienstunfähig ist und es keineswegs ausgemacht ist, dass er mit voller Kraft zurückkehrt, dann ist es keine Blasphemie, sich für den Fall des Falles nach Ersatz umzusehen. Sondern das Gebot der Stunde. Und wenn die handelnden Figuren das gemeinsam umsetzen, ist es auch ohne gegenseitige Verletzungen möglich. Tricks aber wie das Schnellverfahren in Österreich bewirken das Gegenteil: Sie beschädigen das Vertrauen in Althaus.