Der neue SPD-Chef

Oskar Lafontaine treibt seine alten Genossen vor sich her. Frank Müller über Rot-Rot-Grün in Hessen
von  Abendzeitung

Oskar Lafontaine treibt seine alten Genossen vor sich her. Frank Müller über Rot-Rot-Grün in Hessen

Und die Geschichte wiederholt sich doch: Schon einmal, in den achtziger Jahren, stand Hessen für eine SPD, die die Zeichen der Zeit nicht erkannte und nicht verhindern konnte, dass sich links von ihr eine konkurrierende Partei entwickelte: die Grünen. 1984 ließ sich die SPD in Hessen zunächst tolerieren, ein Jahr später saßen die Grünen in der Regierung, weitere zwei Jahre später ging das Land an die CDU.

Knapp 25 Jahre später geht die kulturelle Wende wiederum von Hessen aus. Wieder ist eine Partei links von der SPD entstanden, wieder fällt Deutschlands traditionsreichster Partei nichts anderes ein, als mit wohligem Schauer auf dem Rücken dem eigenen Untergang entgegen zu sehen.

Es ist nicht mehr das Berliner Willy-Brandt-Haus mit dem unglücklichen Kurt Beck, das die Geschicke der Partei bestimmt. Spätestens seit diesem Wochenende heißt der wahre Vorsitzende der SPD Oskar Lafontaine. Der Chef der Linkspartei treibt seine alten Genossen vor sich her, wie es ihm gefällt.

Was passieren wird, ist klar: Die Menschen werden sich weiter von der SPD abwenden. Und das gar nicht so sehr, weil eine Koalition mit der Linken nun unbedingt jenes Teufelswerk wäre, als das es die Kommunistenfresser von der CSU so gerne darstellen. Nein, was die Wähler zurecht empört, das ist der Schlingerkurs der Sozis: Man kann nicht, wie in Hessen geschehen, rot-rote Bündnisse vor der Wahl ausschließen, sie danach umsetzen und treuherzig versichern, bei der nächsten Wahl werde es aber wirklich beim Wahlversprechen bleiben.

Wer dieser SPD noch glaubt, ist wirklich selber schuld.

Der Autor ist stellvertretender Chefredakteur der Abendzeitung

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