Der nächste Schuss
Jügen Klinsmanns Projekt ist gescheitert - auch, weil der FC Bayern München den Preis einer Perspektivlosigkeit nicht zahlen wollte. AZ-Sportchef Gunnar Jans über die Trainer-Entlassung.
Nun haben sie also reagiert. Spät, aber nicht zu spät. Dass Jürgen Klinsmann beim FC Bayern nur eine Episode bleiben würde, war seit Wochen klar. Es ging nur noch um die Art der Trennung, die Abfindung, den Zeitpunkt.
Vier Rückrundenpleiten haben deutlich gemacht, dass dieser Trainer seiner Aufgabe nicht gewachsen ist und alle Ziele verspielen könnte. Klinsmann, der überdynamische Ex-Sommermärchenerzähler, war ein blendender Kurzzeit-Motivator. Letztlich aber bedarf es keines Animateurs, der Bibliotheken und Billardtische in Aufenthaltsräume stellen lässt. Das Konzept mit einem Dutzend Funktionstrainern mag modern sein, funktioniert aber nicht, wenn die kostspielige Spezialeinheit jeden Spieler nicht (wie angekündigt) jeden Tag ein Stück besser gemacht hat, sondern peu à peu alle schlechter.
Am Ende waren alle gegen Klinsmann: Fans, Vorstand und auch die Mannschaft, gegen deren Widerstand er nicht antrainieren konnte. Klinsmanns Projekt ist auch gescheitert, weil Bayern zwar (lange genug) bereit war, sich neuer Ideen anzunehmen, nicht aber um den Preis einer kurz- und mittelfristigen Perspektivlosigkeit.
So griffen auch beim Erneuerer die uralter Mechanismen. Dass der angeschlagene Vorstand nach der Entlassung der Avantgarde nun auf die alte Schule (Heynckes/Gerland) setzt, ist der Sicherheit geschuldet, mit einem erfahrenen Kenner die Champions League eher zu erreichen als mit dem nächsten Experiment (Mehmet Scholl).
Rummenigge und Hoeneß müssen sich nun aber am Trainer messen lassen, den sie im Sommer holen. Der nächste Schuss muss sitzen, konzeptionell wie personell.