Der Makler

Er hat niemanden geschont, niemanden verprellt - Der Chefreporter der AZ Matthias Maus über Obamas Rede in Kairo.
von  Abendzeitung

Er hat niemanden geschont, niemanden verprellt - Der Chefreporter der AZ Matthias Maus über Obamas Rede in Kairo.

Barack Obama ist, bei allem Hang zum großen Wort, immer noch ein Realist. Das hat er in Kairo gezeigt, wo er vorsorglich darauf hinwies, dass einzelne Reden keine Problem lösen: Eigentlich nirgends, und schon gar im Nahen Osten, der konfliktträchtigsten Weltregion. Und trotzdem könnte Obamas Neuanfang mit der islamischen Welt gelingen.

Die Ansprache in Kairo hat vor allem eine große Stärke. Sie hat niemanden geschont, und sie hat niemanden verprellt. Das mag auf auf den ersten Blick aussehen wie dasWandeln auf dem Mittelweg.

Aber in Wahrheit sucht der Präsident genau die Position, die die USA in diesem Brennpunkt desWeltgeschehens einnehmen müssen: Die des ehrlichen Maklers. Der muss vermitteln können, aber auch ehrlich analysieren und die Schwächen der Beteiligten benennen.

Das deutliche Plädoyer Richtung Zwei-Staaten-Lösung, die klare Ablehnung der israelischen Siedlungspolitik, das waren Aussagen, die auf arabischer Seite schmerzlich und zurecht vermisst wurden. Aber er hat auch den Skandal angesprochen, dass hier ein halber Kontinent 50 Prozent seiner Bevölkerung von der Entwicklung ausschließt, nur weil sie das falsche Geschlecht haben. Und er hat gesagt, dass korrupte Scheichs und Autokraten nicht das Modell der Zukunft sein können.

Alle Beteiligten, das ist Obamas Botschaft, müssen sich ändern. Wie gesagt, eine Rede allein kann das nicht bewirken. Aber ein kluger Anstoß kann sie sein.

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