Der Lack ist ab

Ein gestärkter, fast feindseliger Kongress wird es dem US-Präsidenten nicht leicht machen, in den nächsten beiden Jahren besser zu werden. AZ-Chefreporter Matthias Maus über Barack Obamas Niederlage.
Für uns ist das oft eine Show. Helden, Bösewichte, große Auftritte – Wahlen in Amerika haben was von Hollywood. Nur dass sich nach dem Spektakel niemand aus dem Kinosessel erheben und sagen kann: Eigentlich geht mich das alles gar nichts an. Die US-Kongresswahlen werden uns betreffen.
Barack Obama hat in den vergangenen zwei Jahren vor allem bei den Eigenschaften Schwächen gezeigt, die ihn 2008 ins Amt gebracht hatte. Er konnte keine Zuversicht, keine Perspektive vermitteln. Horrende Arbeitsmarks- und Armutszahlen ließen schöne Sprüche platzen. Viele, die „Yes we can“ riefen, fragen heute: Kann er regieren, und kann er seine Erfolge verkaufen? Bisher konnte er das schlecht. Und ein gestärkter, fast feindseliger Kongress wird es ihm nicht leicht machen, in den nächsten beiden Jahren besser zu werden. Eine konservative, teilweise reaktionäre Opposition mag seine Politik nicht, seine Abgehobenheit, manche auch nicht seine Hautfarbe.
Was wird er tun? Obama wird Kompromisse mit diesen Kräften suchen müssen. Die Kompromisse werden noch weniger Rücksicht auf die Interessen anderer – sprich der Europäer nehmen. Von Klimaschutz über Währung bis Afghanistan wird Obama noch eigensinniger die US-Interessen vertreten. Ob diese Taktik aufgeht, ist unklar. Vielleicht hat er gestern seine Wiederwahl verloren. Seine Rolle als Hoffnungsträger, als eine Art Bessere-Welt-Präsident hat er jedenfalls jetzt schon los.